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Kunstmarkt · von Amine Haase · S. 346 - 349
Kunstmarkt , 2012

Amine Haase
Die Giganten entdecken die Vorstädte

Thaddaeus Ropac erhofft sich in Pantin Anschluss an die Tanz- und Musik-Szene von La Villette –
Larry Gagosian setzt auf Le Bourget und eröffnet seine zwölfte Galerie direkt neben dem Rollfeld

Die Banlieue wirkt auf die Pariser eine besondere Anziehungskraft aus. Dieser Vorstadt-Appeal hat Tradition – man schaue sich nur die Bilder mit den Tänzern des „Moulin de la Galette“ an, festgehalten im Taumel ihrer Bewegung von ganzen Malergenerationen – von Renoir bis Picasso. Montmartre und seine Cabarets waren seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert das Ziel der Bourgeoisie; das Modewort hieß „s’encanailler“, sich unters Volk mischen und sich amüsieren – man lese nur Maupassant, Zola, Proust oder einfach die Geschichte des „Chat Noir“ (dem das Musée Montmartre bis Mitte Januar 2013 eine Ausstellung widmet). Die Protagonisten heißen La Goulue und Aristide Bruant, die Cancan-Tänzerin und der Dichter, beide verewigt von Henri de Toulouse-Lautrec, dem genauen Beobachter der Bohème und Möchte-gern-Bohème.

Heute ist Montmartre fest in Touristenhand, und „s’encanailler“ hat seine Unschuld verloren, spätestens seitdem die Vororte brannten, und das soziale Gefälle von „jenseits des Périphérique“, der Ringautobahn rund um Paris, bis ins Herz der Stadt spürbar geworden ist. Wer aus einem der komfortablen Pariser Arrondissements zum Couscous-Essen nach Saint Denis fährt, kehrt längst nicht so fröhlich in die City zurück wie noch vor zehn, fünfzehn Jahren, Und doch, den Bohémien 2012, der sich Bobo (eine Mixtur aus Bourgeois und Bohémien) nennt, scheint es in die prekären Vororte zu ziehen. Wie in anderen Metropolen, in New York…



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