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Ausstellungen: Heidelberg · von Matthias Reichelt · S. 318 - 321
Ausstellungen: Heidelberg , 2016

Das Lineal der Gerechtigkeit

Silvia Bächli, Geta Brătescu, Andrea Tippel

Heidelberger Kunstverein 17.09. – 20.11.2016
von Matthias Reichelt

Eine spielerische Leichthändigkeit und Experimentierfreude zeichnet die Werke aller drei Künstlerinnen aus, die Direktorin Susanne Weiß für eine ihrer letzten Ausstellungen im Heidelberger Kunstverein zusammengestellt hat. So verschieden die einzelnen Œuvres in der Ausformung sind, alle drei Künstlerinnen begreifen das Zeichnen als einen prozesshaften Vorgang des Denkens. Das Oszillieren zwischen gestischem Duktus und der Annäherung an ein Sujet verbindet die Werke von Brătescu und Bächli, während Tippel noch stärker das zur Zeichnung gewordene Philosophieren im Verbund mit Sprachwitz praktiziert.

Der Titel der Ausstellung wurde einer Arbeit von Andrea Tippel entlehnt, die als Künstlerin für viele Besucher eine Entdeckung sein dürfte, denn im Gegensatz zu Silvia Bächli und Geta Brătescu ist die 1945 im Schwarzwald geborene und bereits 2012 nach schwerer Krankheit gestorbene Tippel nicht so stark rezipiert worden, wie es ihr intelligentes und hintersinniges Werk verdient hätte. Nach einer Ausbildung zur Schauspielerin in Wien und Berlin hatte sie sich gegen eine Bühnenexistenz entschieden und sich in das Studium der Psychologie und Philosophie vertieft. Das große Interesse an den beiden Disziplinen hinterließ Spuren in ihrem Werk. Viele ihrer Zeichnungen sind nicht nur künstlerische Fingerübungen, sondern gleichzeitig philosophische Versuchsanordnungen, gepaart mit Humor und Esprit. Grandios ist Tippels über einen langen Zeitraum geschaffenes konzeptuelles Werk mit drei unterschiedlichen Zyklen, in dem sie den Zusammenhang von Kunst, Denken und Zeit untersucht. „1. Juni 1988: 1 Jahr jeden Tag; 2. Juni 1989: 1 Tag jede Stunde; 4. Juni…


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von Matthias Reichelt

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