Riehen bei Basel
Wayne Thiebaud
Fondation Beyeler 29.1.– 21.05.2023
von Hans-Dieter Fronz
Wayne Thiebaud kennt man in den USA als führenden Vertreter der figurativen Malerei, während er in Eu ropa weitgehend unbekannt ist. Die Ausstellung der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel – es ist die erste Einzelpräsentation des Künstlers im deutschsprachigen Raum überhaupt – könnte man insofern durchaus eine Entdeckung nennen. An den Vorbereitungen war Thiebaud noch selbst beteiligt, doch Ende 2021 starb er im biblischen Alter von 101 Jahren. Bereits 1971 hatte er im renommier ten New Yorker Whitney Museum of American Art ausgestellt. Die Schau tourte anschließend durch weitere Städte in und außerhalb des Landes. 1972 lud ihn Harald Szeemann zur documenta ein. Man hätte ihn also kennen können.
Dass Thiebaud in seiner amerikanischen Heimat immer wieder in den Kontext der Pop Art gestellt wurde, ist eine Zuordnung, der er selbst widersprach. Aufschlussreich in dieser Hinsicht ist das Ölbild in Pastellfarben „35 Cent Ma ster works“. Auf einem Regal werden Reproduktionen von Gemälden berühmter Künstler zum Kauf angeboten. Es sind zum überwiegenden Teil Werke von Malern der Moderne wie Monet, Degas und Picasso.
Man darf das Gemälde als Bekenntnis zur europäischen Maltradition verstehen. Thiebauds Heroen heißen Vélazquez und Cézanne, Henri Rousseau – und Piet Mondrian, der einzige abstrakte Künstler unter den zwölf Malern. Dabei war Thiebaud ein Anhänger der abstrakten Malerei. Er selbst bezeichnete sein Werk einmal als im Grunde abstrakt. Die Verwechslung mit Pop Art kommt nicht von ungefähr. So malte Thiebaud in seinen Stillleben, von denen neben Figurendarstellungen, Landschaften…