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Relektüren · von Rainer Metzger · S. 346 - 347
Relektüren ,

Relektüren
Folge 73

Rainer Metzger

Am 10. Januar ist 87-jährig Hans Belting verstorben, vielleicht die bedeutendste Instanz der Kunstgeschichte der letzten Jahrzehnte. Belting gilt als eine der Galionsfiguren für den Wandel der Kunst- in eine Bildwissenschaft, auch wenn er sowohl seine Zuständigkeit dafür als auch die Bedeutung dieses veritablen Turns durchaus relativierte. Die Bildwissenschaft war für Belting eine Sache der Interdisziplinarität, an der sich neben seinem Fach auch Anthropologie und Archäologie, Psychologie und Philosophie und Philologie beteiligten. Sein an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung, an der er seit 1992 unterrichtete, ins Leben gerufenes Graduiertenkolleg Bild – Körper – Medium war ihm mit 24 Promovierenden aus allen möglichen Abteilungen ein zentraler Impulsgeber für dieses ominöse Thema Bild. Noch von München aus, wo er von 1980 bis zu seinem Wechsel an die HfG tätig war, hatte er mit Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst eine vor allem durch den Untertitel aufsehenerregende Initiative gestartet. Auf Englisch hieß das Werk Likeness and Presence und das schien ihm adäquater, weil es den plakativen Gegensatz vermied. Hans Belting hat es nicht so gesehen, aber für den Verfasser dieser Relektüre ist Bild und Kult im großen Bogen, den es über mehr als ein Jahrtausend schlägt, in der für die Kunstgeschichte ungewöhnlichen Tatsache, dass dieses Jahrtausend mehr das erste als das zweite unserer Zeitrechnung meint, und in der Überfülle an historischen Belegen das herausragende unter vielen wichtigen Büchern.

„Es ist schwer, die Bedeutung des Bildes in der europäischen Kultur abzuschätzen. Wenn wir in dem Jahrtausend…

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