Heinz-Norbert Jocks
Adel Abdessemed
»Merci – Ein Berber des Schmerzes«
Blondeau & Cie, Genf, 20.3. – 3.5.2014
Wer das so oft missverstandene, leicht missverständliche Werk von Adel Abdessemed in seiner Authentizität zu erfassen versucht, kommt bei seiner Annährung an den inneren Kern des dort Übermittelten nicht ohne die Begriffe „Schrei“ und „Akt“ aus. Sie erst helfen uns, hinter dem zu gelangen, was vordergründig oder oberflächlich auf viele wie Provokationen eines Störenfrieds wirkt und entsprechend abgetan und schubladisiert wird. Zwischen dem Schrei als körperlichen Ausdruck unmittelbaren Erlebens und dem direkten Akt als Reaktions-, Kompensation- und vielleicht sogar Überlebensform oszilliert die Kunst des 1971 im algerischen Constantine Geborenen. Neben seiner fröhlichen Lust am permanenten Wechsel zwischen den Medien gehört übrigens auch das ewige Tragen einer blauen Hose zu seiner Attitude. Alles in allem kann man erst einmal sagen: Sowohl der Schrei als auch der Akt sind für das künstlerische Schaffen dieses Mannes bestimmend, der zwei Seiten in sich vereint, eine nach außen robust anmutende und eine innerlich feine oder fragile. Letztlich sollen seine Werke uns wie ein Axthieb tief, aber ohne Hass treffen und in unserem Herzen berühren und vielleicht sogar anrühren. Doch in der Regel wird über sie gesagt, sie handelten von Gewalt, und so getan, als seien sie damit thematisch hinreichend gekennzeichnet. Mag dieses auch ein markantes Sujet und Provokation eine zentrale Strategie sein, um Opakes transparent werden zu lassen, so bildet doch der Begriff des Schmerzes und, damit verbunden, die existentielle Empathie eine noch essentiellere Konstante in…