Alicja Kwade
ALICJA KWADE: Ja, ich bezeichne diejenigen meiner Werke, die Skulpturen sind auch als solche, andere hingegen nicht. Allerdings kann auch eine Fotografie oder ein Video bildhauerische Lösungen liefern. Es gibt hier ja jede Menge Überschneidungen, so auch in meiner Arbeit. Generell verstehe ich mich als Bildhauerin. Ich habe Bildhauerei bei Christiane Möbus an der HdK in Berlin studiert.
Sabine B. Vogel: In Ihren Arbeiten verwenden Sie oft Alltagsmaterialien – sind vorgefundene Materialien eine gezielte Entscheidung? Nach welchen Kriterien, Vorlieben wählen Sie die Materialien aus? Ja, vorgefundene Alltagsmaterialien setze ich bewusst ein. Sie verfügen bereits über bestimmte Eigenschaften, von denen ich erwarten kann, dass sie vom Rezipienten – vor dem Hintergrund uns allen bekannter Symbolik – auf eine bestimmte Weise gelesen und interpretiert werden. Vorgefundene Materialen beschränken sich in meiner Arbeit aber nicht ausschließlich auf das klassische Objet Trouvé. Vorgefundene Materialen können auch vorgefundene Theorien, Gesetze, Konzepte und Strukturen sein.
Ist der Bezugspunkt Ihrer Werke das Leben? Ich denke da an die versteinerten Bäume oder das verformte Fahrrad.
Ja, wobei “Leben” ja sehr viel umfasst. Die grundlegende Frage ist aber wohl, warum es so ist wie es ist? Und die endlosen hiermit verbundenen Fragen, die kein Mensch jemals wird beantworten können. Wir befinden uns in einer äußerst frustrierenden Situation, auf einer Reise ohne Ankunft, wie ja auch der Titel meiner Arbeit mit dem verformten Fahrrad lautet. Gerade aber aus diesem Grund interessieren mich die von uns angewandten Methoden, die wir auf der Suche nach Antworten nutzen; Wissenschaft, Philosophie, Religion und wie…
