Christian Huther
All-Inclusive.
Die Welt des Tourismus
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 30.1. – 4.5.2008
Dieses Gefühl kennt jeder: Immer nur der eigene Koffer scheint im hintersten Winkel des Flugzeugs zu schlummern, während die Nervosität am Gepäckband steigt. In der Frankfurter Schirn Kunsthalle beschleicht einen jetzt wieder dieses Gefühl: Dort dreht ein Koffer einsam seine Runden auf einem kleinen Gepäckband. Der Kofferbesitzer scheint noch nicht da oder schon wieder weg zu sein. Ein ganz normales Bild, das aber auch unversehens Panik hervorrufen kann. Denn der Koffer könnte eine Bombe enthalten und gezielt hier deponiert worden sein. Diese Installation zwischen Alltag und Alptraum hat das Künstlerduo Michael Elmgreen und Ingar Dragset im ersten Raum der Schirn aufgebaut.
Damit spielt die Schau „All-Inclusive. Die Welt des Tourismus“ gleich eingangs mit typischen Reiseerinnerungen. Ohnehin wird der Besucher von 36 Künstlern auf eine spannende Reise durch ein gutes Dutzend kleiner Kabinette geschickt und begegnet dabei Kulturkritik und Tagträumen, Satiren und Sehnsüchten. Für derlei gesellschaftliche Themen haben die Schirn-Kuratoren ein Händchen, widmeten sie sich doch bereits auf kritisch-kurzweilige Art dem Shopping und dem Kommunismus, der neuen Romantikwelle und der Jugend von heute. Für das Tourismus-Thema wählte Kurator Matthias Ulrich ältere und neuere Installationen, Fotos und Videos aus (während Gemälde leider fehlen), regte aber auch einige Künstler zu neuen Arbeiten an.
Doch der Tourismus ist ein zweischneidiges Thema. Jeder ist sich der Gefahren für die Umwelt bewusst, die er mit seinem Drang nach fernen Regionen heraufbeschwört – und strebt dennoch weg von zu Hause. Tapetenwechsel heißt das Credo des Touristen, der sich…