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Essay · von Roland Schappert · S. 200 - 203
Essay ,

Alternative Kriterien der Kunst

von Roland Schappert

In diesem Essay geht es um Kriterien, Argumente und Vorurteile, die mit zeitgenössischer Kunst und ihren Akteur*innen in letzter Zeit zum Teil auch in polemischer Weise in Verbindung gebracht werden auf der Suche nach Alternativen für eine Kunst, die nicht bloß Kunst sein will.

Westliche Fortschrittsparadigmen und formale Innovationsfantasien finden in kontroversen Debatten über zeitgenössische Kunst kaum noch einen Platz. Befinden und Urteilen über sozialpolitische Relevanz der in Zusammenhang mit Institutionen der Kunst gezeigten Praktiken ersetzen weitgehend das Empfinden und Nachvollziehen ästhetischer Programme. Aktivismus, Aktionismus, politische Selbstverantwortung, kollektive Selbstbestätigung, Postkolonialismus, weitreichende Rassismusvorwürfe, Kritik an der männlich und westlich dominierten Geschichte der Moderne sowie die Dringlichkeit der Rettung der Ökosysteme der Erde und ihrer Ressourcen bestimmen die Diskurse über Kunst und ihre Betriebsstrukturen. Parallel dazu profilieren sich weiterhin unterschiedliche Segmente der Kunstmarktkunst mit ihren teilweise ungebremsten Versprechen auf Wertzuwachs und oftmals damit verbundenem sozialen Prestigegewinn.

… Wenn Kunst vollendete Politik wäre

Sprechen und Schreiben über Kunst sowie kuratorische Findungsprozesse haben sich in den letzten Jahren zunehmend politisiert. Dieser Eindruck bleibt nicht auf die kontroversen Debatten über aktuelle Großausstellungen wie die 59. Biennale in Venedig oder die beeindruckende Ausstellungserlebnisse bietende documenta fifteen in Kassel beschränkt. Wechselwirkungen zwischen Politik, Kultur und den Künsten geraten immer stärker ins Blickfeld. Beispielhaft soll hier die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth aus einem Interview im KUNSTFORUM Bd. 281 zitiert werden. „Viele politische Debatten werden von Künstler*innen überhaupt erst angestoßen. Die Rolle, die Kunst und Kultur in unserem gesellschaftspolitischen Diskurs spielen, lässt sich gar…

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von Roland Schappert

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