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Ausstellungen: Siegen · von Annelie Pohlen · S. 262 - 264
Ausstellungen: Siegen ,

Siegen
Anna Boghiguian

Manchmal trifft die Gegenwart unerwartet auf die Vergangenheit
Museum für Gegenwartskunst Siegen 03.09.2021–09.01.2022 Institut Valencià d’Art Modern, Frühjahr 2022

von Annelie Pohlen

Vielleicht ist eine so komplexe Lebenserfahrung von Nöten wie die der ägyptisch-kanadischen Künstlerin mit armenischen Wurzeln, Anna Boghiguian, um den Blick auf die Gegenwart als derart schlüssig klingende Behauptung in den Raum zu schleudern. Und über eben diese in ein zunehmend dichteres Netzwerk aus Texten, Zeichnungen, Aquarellen, Archivalien, chiffrierten Fundstücken das Weltbild nicht nur der Autorin, sondern das ihres Publikums in Turbulenzen zu stürzen. Zur Gruppe der Letztgenannten darf man mit Fug und Recht auch die in der Kunstszene bewanderten Insider zählen. Sind doch auch sie seit geraumer Zeit aktiv wie passiv einer aus vielen Richtungen kommenden Durchlüftung ihrer – bisweilen wohlig – selbstgewissen Diskurse ausgesetzt.

Dass die 1945 in Kairo geborene Künstlerin, die wie viele andere aus den tradierten Schemata ausbricht, nun weltweit die Bühnen erobert, steht für die verstörend faszinierende Dringlichkeit einer anderen Wahrnehmung der globalen Gegenwart.

Über zwölf Stationen vernetzt die seit ihren Studien der Wirtschafts- und Politikwissenschaften in Kairo wie der Bildenden Kunst und Musik in Montreal reisend forschende und aufzeichnende Künstlerin die globalen Verwerfungen gesellschaftlicher Existenzen und deren ruinöse Folgen in ihrer wie unserer unmittelbaren Nachbarschaft.

Wie sehr die unsere Gegenwart einholen, belegen zwei eigens für diese erste Soloschau in einem deutschen Museum geschaffene Werke. Die nahezu Wand füllenden 41 nur sparsam mit Farbe aufgeladenen, gleichwohl hochexpressiven Zeichnungen „From the Palace to the Ditch“ richten den Blick auf die anhaltend explosive Geschichte des Suezkanals. Und „Egos…

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