Hans-Jürgen Hafner
Anselm Kiefer: Heroische Sinnbilder
Ausstellungsraum Céline und Heiner Bastian, 02.05.2008-13.09.2008
Der Zeitpunkt dürfte kaum besser sein, den Blick zurück aufs unbekannte Frühwerk zu richten; auf den Beginn einer bemerkenswerten künstlerischen Karriere zu fokussieren und von da aus nochmals das Werk zu begutachten, wie es sich heute vor uns in einer, nicht selten selbstgefälligen wie autoreferenziell gewordenen, formalen Monumentalität und thematischen Überfülle auftürmt: ein ebenso grandioses wie beliebiges Welttheater in dem Geschichte und Mythos als Statisten agieren, Erinnern und Inszenieren Teil der selben Bühnenmechanik sind; das Ganze zusammengehalten und so attraktiv gemacht durch dick aufgetragene, abermalige Lagen erdiger Patina – einer Art von Oberflächen-Design, wohl gemerkt, die gerade heute wieder dafür einsteht, dass etwas nach Historie aussieht und infolgedessen bedeutsam sein muss.
Nein – besser könnte der Zeitpunkt für diese Ausstellung tatsächlich nicht ausfallen, wo Anselm Kiefer frisch, wenngleich auf Basis einer mehr als unsäglichen Begründung, mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels prämiert worden ist. Und wenn wir eine aktuelle Generation von Großkünstlern, vor allem Andreas Hofer oder Jonathan Meese, und deren Techniken, ihre formalen und thematischen Register ins Auge fassen nur um feststellen zu müssen, dass es schon immer ganz bestimmte ästhetische Modelle sind, die sich in der ewigen Abfolge von Tragödien und Farcen nachhaltig bewähren.
Zuerst einmal ist freilich eine, an sich beachtliche, Premiere zu konstatieren. Die Schau im privat betriebenen Ausstellungsraum von Heiner und Céline Bastian, an prominenter Adresse Am Kupfergraben direkt gegenüber der Museumsinsel, zeigt eine bis dato fast völlig unbekannt gebliebene Facette aus dem Frühwerk Kiefers: die Ausstellung…