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Ausstellungen: Berlin · von Ingo Arend · S. 227 - 229
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Are you satisfied?

Aktuelle Kunst und Revolution
Galerie am Körnerpark 19.01.– 03.04.2019

von Ingo Arend

„I can get no satisfaction“. Als 1965 in Großbritannien der 22 Jahre alte Mick Jagger, Leadsänger der Rolling Stones der Öffentlichkeit seine Befriedigungsdefizite offenbarte, ging es noch um das Unbehagen in der nivellierten Mittelstandsgesellschaft, die ihren jüngeren Mitgliedern statt Sinn nur Konsum anzubieten wusste. Spätestens mit der europäischen Studentenrevolte wenige Jahre später avancierten Lied und Vokabel zum Motto für ein gesellschaftliches Unbehagen, das auf eine grundlegende Änderung der Verhältnisse drängte. Drei Jahre später beschworen die Stones den „Street Fighting Man“.

Dass KuratorInnen heute eine Ausstellung mit „Are you satisfied“ übertiteln, um das Verhältnis von „Aktueller Kunst und Revolution“ zu untersuchen, scheint dennoch nicht recht zu passen. Die globale Krise ist derart umfassend und offenkundig, dass das Fragezeichen über der Schau naiv, rhetorisch wirkt. Ernsthaft „satisfied“ kann derzeit niemand sein. Zufrieden- oder Unzufriedenheit sind auch nicht die adäquaten Kategorien für die Zeitbombe aus Ökologie, Verarmung, Migration und einer Krise der politischen Repräsentation, die an die Zäsuren des 20. Jahrhunderts erinnern: Den Umbruch nach dem 1. Weltkrieg, den Faschismus und den Epochenbruch der Jahre 1989 / 90.

Die Beispiele, anhand derer die Kuratorinnen Dorothee Bienert und Natalia Raaben das Verhältnis von Kunst und sozialer Revolte in der Neuköllner Bezirksgalerie diskutieren, lassen das Fragezeichen über ihrer Schau im Grunde auch obsolet wirken. Der Berliner Fotograf Julian Röder hat in seiner Bilderserie „The Summits“ in den Jahren 2001 bis 2008 die Proteste gegen die G8-Treffen führender Industrienationen begleitet. Leitmotivisch durchzieht sie die elf…

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