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Messen & Märkte · von Peter Herbstreuth · S. 473 - 477
Messen & Märkte , 2000

PETER HERBSTREUTH
Art Moscow

Der Anfang eines Anfangs

Wer nach Moskau reist, muss planen. Die Genehmigung eines Visums dauert etwa vier Wochen. Es verpflichtet zum exakten Einreisetag. Wer sich vertut, wie der Wiener Galerist Hans Knoll, der zwei Tage vor dem amtlich genehmigten Datum eiligst durch die Einreiseschranke zu seinem Messestand der Art Moscow wollte, wird mit dem fatalen Lächeln des Grenzbeamten in die Transithalle des Moskauer Flughafens zurückgeschickt. Der Galerist vertrieb sich im Niemandsland die Zeit zwischen Boutiquen und Cafés und wartete auf den nächsten freien Platz in einem Flieger nach Wien, während die Kunstmesse im Haus des Künstlers feierlich eröffnet wurde. Zwei Tage später kam er wieder und zeigte dem Beamten seine Papiere. Einreisetag auf dem Visum und Tagesdatum stimmten überein. Knoll konnte passieren.

Moskau hält geordneten Abstand zum Ausland. Man kann einem Freund nicht spontan ins Telefon rufen: “Ich komme mit der nächsten Maschine.” Deshalb ist die Stadt für die Geflogenheiten des Kunstmarkts unter den gegebenen Bedingungen nicht tauglich. Die Kontrollmechanismen sind dicht, die Genehmigungsverfahren langwierig, die Zeitspannen widersprechen westlichen Standards. Nach Moskau zu gelangen heißt, bürokratische Schranken zu überwinden. Das tut der zu schnellen Entschlüssen neigende Kunstreisende nur, wenn er absehbar mehrere gute Gründe hat. In diesem Frühling hatte er sie.

Denn die 4. Moskauer Kunstmesse (vom 16. bis 20. Mai) im vielfältig genutzten und hochfrequentierten Haus des Künstlers fand zeitgleich mit mehreren Ausstellungen zur Gegenwartskunst aus Deutschland, Großbritannien, Russland und zur breitangelegten Fotobiennale statt. Eine solche Präsenz zeitgenössischer Kunst aus west- und osteuropäischen Ländern gab es bislang nicht. Und…


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von Peter Herbstreuth

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