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Ausstellungen: Nürnberg/Saarbrücken · von Martin Blättner · S. 411 - 411
Ausstellungen: Nürnberg/Saarbrücken , 1994

Martin Blättner
Astrid Klein

Saarland Museum Saarbrücken, 19.7. – 21.8.1994
Kunsthalle Nürnberg, 15.9. – 13.11.1994

Die Macht ist kopflos, eine anonyme Staatsgewalt äußert sich in dechiffrierbaren Gesten. Die unbetitelte horizontale Fotoarbeit zeigt eine Art Bilderfries mit hellen Geisterhänden vor tiefschwarzem Hintergrund. Flankiert wird er feierlich von Kronleuchtern. Der Kontext erschließt sich erst durch die Kenntnis vom künstlerischen Konzept.

Zu erfahren ist: Bei den vergrößerten Bildausschnitten handelt es sich um die Hände von Militärs, das Schwarz entspricht der Farbe der Offiziersmäntel – ohne diese Hinweise wäre der Assoziations-Spielraum unbegrenzt gewesen. An den Handgesten allein ist die Mentalität der Täter nicht zu erkennen, lernen wir daraus. Die Unterschrift eines tödlichen Vollstreckungsbefehls etwa muß eine Hand nicht deformieren.

Gleichwohl läßt die grobkörnige Verfremdung eine untergründige Gefahr ahnen, die bei fast allen Arbeiten von Astrid Klein latent vorhanden ist. Ohne Beteiligung erschließen sich die schwarzweißen Werke dem Betrachter kaum. Das Hintergrundwissen verweist auf die verborgene Brisanz, die den fotografischen Ready-mades zu eigen ist. Daß die Aura der Authentizität manipuliert werden kann, verdeutlicht die mehrteilige Installation “Auswege II”. Auf mehreren Bildtafeln sind wie aus der Zoom-Perspektive des spionierenden Beobachters hell gewandete Frauen zu erkennen, die einen schmalen Weg entlanggehen. Diese fast bis zur Unkenntlichkeit aufgerasterten Lichtgestalten vermitteln den Eindruck, als habe es mit ihnen etwas Außergewöhnliches auf sich, worüber schließlich ein weiteres Foto aufklärt, das den Garten einer psychiatrischen Klinik aus den 30er Jahren vogelperspektivisch abbildet. Es bedarf geradezu detektivischer Fähigkeiten, um die raffinierte Pointe dieses paradoxen Zusammenhangs aufzuspüren: Auf der vergrößerten Fotovorlage sind die mäanderartig, fast labyrinthisch verschlungenen…



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von Martin Blättner

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