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Ausstellungen: Hamburg · von Rainer Unruh · S. 244 - 246
Ausstellungen: Hamburg ,

Hamburg
Atmen

Hamburger Kunsthalle 30.09.2022 – 15.02.2023
von Rainer Unruh

Corona hat alles verändert. Schlagartig wurde uns bewusst, wie zerbrechlich unsere Existenz ist. Und wie sehr das Leben und Überleben davon abhängt, dass wir frei atmen. Das Interesse von Brigitte Kölle war geweckt. Die Kuratorin an der Galerie der Gegenwart und ihre Kollegin Sandra Pisot stellten sich die Frage: Wie gehen Künstler*innen damit um, wie setzen sie das Phänomen ins Bild?

Das Ergebnis von zweieinhalb Jahren Recherche ist nun in Hamburg zu sehen: eine weit ausgreifende Ausstellung, deren Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst liegt, die aber auch Werke aus vergangenen Jahrhunderten einbezieht. Dabei geht es oft um Situationen, in denen die Zufuhr von Sauerstoff eingeschränkt oder bedroht ist. Das fängt bei der ältesten Arbeit in der Schau an. Bernardino Fungai (1460 – 1516) zeigt in „Martyrium des heiligen Clemens“, wie der römische Bischof des ersten Jahrhunderts mit einem Seil um den Hals von einem Schiff ins Meer gestoßen wird.

Der Leipziger Künstler Sebastian Stumpf hat 2013 die Atemnot unter Wasser in einem Video nachgespielt, das prominent am Eingang zur Galerie der Gegenwart zu sehen ist. Er legte sich bei Regen freiwillig in eine Pfütze, Nase und Mund von Wasser bedeckt („Puddles“, 2013). Kasia Fudakowskis Videoarbeit „Word Count 04: The Martyrdom of Professor Sanchez“ (2018) macht aus der Angst ein makabres Spiel. Sie entwirft eine Dystopie, in der niemand mehr als 433 Wörter pro Tag sagen darf. Mit jedem Wort steigt das Wasser in einer Glaskugel, die den Kopf umschließt. Da atmet man als Besucher auf,…

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