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Ausstellungen: Aarau · S. 306 - 308
Ausstellungen: Aarau , 1988

Paolo Bianchi
August Walla

Kunsthaus, 29.4.- 5.6.1988

“Bin ein dummer Idiot, weil dumm erschuff mich der liebe Gott, Docktor Karl Renner ist dumm, Kaiser Franz Josef ist dumm und Gott ist dumm”, lässt der seit 1983 im Haus der Künstler in der Anstalt Gugging bei Klosterneuburg/Wien lebende August Walla in einer Sprechblase den gezeichneten “Idioten” ausrufen, als den er sich selbst – urinierend vor zwei mit rotweissroten Staatsemblemen und der Bundesflagge geschmückten Häusern – darstellt. Ernennt sich “Trottel, Tepp und Idiot”, auch “glücklicher Idiot”, schreibt vor dem Eingang der Anstalt “Idiotenanstalt” auf den Asphalt, aber er wehrt sich dagegen, als “geisteskrank” bezeichnet zu werden. Denjenigen, der ihm die Unterbringung ins Irrenhaus wünscht, beschimpft er als einen “Ururtrottel” oder “millionenfachen Trottel”.

Gerne übersetzt Walla seinen Namen ins Lateinische und schreibt: Augustinus Aloisius Walla Georginus. Wünsche nach Namensänderungen sind bei schizophrenen Patienten häufig. Man erblickt darin eine Folgeerscheinung der Ichstörung, des Identitätsverlustes und des Suchens nach einer neuen Identität, wobei es nicht selten auch zu wahnhaften Identifikationen kommt. Immer wieder hat August Walla angedeutet, dass er mit Adolf Hitler verwandt, ihm ähnlich oder mit ihm identisch sei”, schreibt Leo Navratil, bis 1986 Primar in der Anstalt Gugging und Theoretiker über “Schizophrenie und Kunst”, in seiner materialreichen Studie “August Walla. Sein Leben und seine Kunst”, die einen stellenweisen unangenehm voyeuristischen Einblick in den komplizierten Kosmos von Wallas Wirklichkeitserfahrungen gibt und die Ausstellung im Kunsthaus in Aarau begleitet. Navratil ist es denn auch, der Walla während sechs der insgesamt sieben Aufenthalte in der Anstalt behandelte und pflegte…


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