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Titel: Das Brennende Bild · von Helmut Draxler · S. 199 - 213
Titel: Das Brennende Bild , 1987

B. Joseph Mallord William Turner. Vom Romantischen Pessimismus zur Farbverklärung im Angesicht der Moderne

Turners Feuer war eine späte Leidenschaft. Als der 60jährige es für sich entdeckte und zum prägenden, wenn auch raren Bildmotiv ab der Mitte der 30er Jahre machte, war er bereits ein berühmter, wiewohl umstrittener Maler. Berühmt, der packendsten Naturvisionen wegen, die jemals gemalt worden waren; umstritten, weil er sich bald schon formale Freiheiten herausnahm, die jeder Tradition Hohn lachten.

1816 hatte ihm der Kritiker und Essayist William Hazlitt in polemischer Absicht vorgeworfen, nicht die Natur abzubilden, sondern deren Elemente: Luft, Wasser und Erde, formlos und ungestalt zu malen. Vom Feuer war nicht die Rede, und Turners frühe Werke boten auch wenig Anlaß dazu. Als John Ruskin 1843 mit dem l. Band der Modern Painters zur rigorosen Verteidigung Turners schritt, hätte der phänomenale Befund anders lauten können. Doch auch Ruskin fragte nach der Wahrheit der Wolken, der Erde und des Wassers, nicht aber nach dem Feuer. Dies mag einerseits als Hinweis gelten, wie wenig eine extreme Nachahmungstheorie, und eine solche waren die Modern Painters l, insbesondere dem Spät werk Turners angemessen war, andererseits als Verdacht, daß im Feuer der Schlüssel zu Turners letztem Naturverständnis liegen könnte. Er rang mit Natur wie Jakob mit dem Engel, wollte sich von ihr und in ihr erlösen. Natur hieß sein großes, lebenslanges Thema; Thema freilich im Sinne eines Problems, nicht als fraglos vorgegebene Basis, die es abzupausen galt.

Turner war eine Generation jünger als William Blake. Mit jener rebellischen Jugend, die den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg,…

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