Barbara Kasten
Ich folge den Assoziationen, die vom Material selbst ausgelöst werden
von Magdalena Kröner
Wie bestimmen die Formen moderner Architektur und die Struktur der Städte unsere Wahrnehmung und unser Wissen von der Welt? Wie läßt sich die zeitgenössische urbane Erfahrung in Bilder übersetzen, die ohne Gegenständlichkeit auskommen? Wie agieren Material und Licht, Körper und Raum miteinander? Dies sind die Themen der 1936 in Chicago geborenen, nach Stationen in San Francisco, Los Angeles und New York wieder in Chicago lebenden amerikanischen Fotokünstlerin Barbara Kasten, die seit einigen Jahren von einer jüngeren Künstler – und Kuratorengeneration entdeckt und international ausgestellt wird.
Magdalena Kröner: Deine künstlerische Praxis umkreist in sehr unterschiedlichen Spielarten, aber meist mit starkem, fotografischem Bezug die Möglichkeiten der Abstraktion. Wie würdest Du beschreiben, was im Kern Deiner künstlerischen Recherche steht?
Barbara Kasten: Ich denke, es gibt eine Frage, über die ich eigentlich von Beginn an nachgedacht habe und bis heute nachdenke: wie kann ich ein abstraktes Foto machen, das ich im Studio arrangieren kann, welches ohne ein wiedererkennbares Thema auskommt, und vielleicht sogar ohne Verwendung eines konkreten Objektes, das ja üblicherweise stets der Gegenstand einer Fotografie ist. Man fotografiert immer irgendetwas, und selbst bei Fotogrammen braucht man etwas, das auf dem Papier liegt und das Licht einfängt. Also suchte ich nach Materialien ohne jeden gegenständlichen Gehalt. Mit transparentem Plexiglas zum Beispiel ließ sich viel anstellen, ohne gegenständlich zu werden. Sehr früh wurden auch die Schatten zu einem zentralen Thema, denn ohne Licht gibt es keine Schatten. Daraus ergab sich,…