Berlin
BERLIN, BERLIN!
20 Jahre Helmut Newton Stiftung
Helmut Newton Stiftung / Museum für Fotografie 07.06.2024 – 16.02.2025
von Ronald Berg
Im Jahr 1987 fand zur 750-Jahr-Feier Berlins auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs die Ausstellung Mythos Berlin statt: Es ist nicht bekannt, ob Helmut Newton diese szenische Inszenierung einer ganzen Reihe von mythischen Berlin-Motiven – Sand, Modernität, Unterwelt, Verkehr etc. – gesehen hat. Aber: Was der Starfotograf Helmut Newton vom Ende der 50er Jahre bis zur Jahrtausendwende bei seinen Besuchen in Berlin fotografisch in Szene gesetzt hat, ist exakt die Realisierung des Mottos der damaligen Mythos-Schau: „Berlin im Kopf“.
Newton, 1920 als Sprössling eines reichen Knopffabrikanten in Berlin geboren, hat die prägende Periode von Kindheit und Jugend noch in Berlin erlebt. 1938 mußte er als Jude emigrieren. Die Berliner Zeit sollte aber als Erinnerung und Traumbild später immer wieder bei seinen Aufnahmen von und in Berlin interferieren. Denn wie Newton einmal bekundete: „Ich fotografiere meine Phantasien“. Und diese Phantasien – umgesetzt meist in Modefotos – haben ihre Wurzeln im Berlin der 30er Jahre.
So fotografiert Newton 1979 in Berlin blonde „Fräuleins“ im Tweed-Kostüm vor einem Miederwarengeschäft, die geflochtenen Haarzöpfe zum Kranz auf dem Kopf hochgesteckt. Im Hintergrund Schaufensterauslagen mit strapsbesetzen Leibchen. Die Mode der damaligen Zeit stellt man sich anders vor. Die Szene könnte genauso gut in den 30er Jahren spielen. Und was sich für Newton von Berlin als Kulisse für seine Fotosessions anbietet – das Bismarck-Denkmal aus der Kaiserzeit im Tiergarten, die zeitlosen Badeseen in Richtung Grunewald oder die Hotelinterieurs mit Möblierung…