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Gespräche mit Galeristen · S. 296 - 297
Gespräche mit Galeristen , 1987

Berlin liegt zwischen New York und Moskau

Interview mit dem Berliner Galeristen und Sammler Reinhard Onnasch

Reinhard Onnasch, dessen renommierte Galerie Berlin über den kunstprovinziellen Ruf hinweghalf, geht demnächst nach Köln. Die Sammlung des Endvierzigers Onnasch, Schwerpunkt 60er Jahre, verläßt ebenfalls die Stadt. Der Immobilienhändler, nach eigenem Bekunden Sympathisant gewisser anarchistischer Denkansätze, gibt Auskunft über die immer mehr versumpfende Berliner Kunstszene, über die Ignoranz des Senats und über den Widerspruch zwischen Kapital und Kunst.

MARIUS BABIAS: Die Galerie Onnasch ist erste Adresse in Berlin für internationale Kunst. Februar 88 werden Sie den Betrieb hier einstellen und nach Köln gehen. Warum?

REINHARD ONNASCH: Ich werde persönlich Berlin nicht verlassen, wo ich seit 1959 bin und seit 1968 eine Galerie gehabt habe, mit Unterbrechungen. Dieser Stadt werde ich auf jeden Fall die Treue halten. Daß das Ausstellungsprogramm dieser Galerie, zusammen mit einem Partner, Herrn Rafael Jablonka, der jetzt schon seit einem halben Jahr und noch bis zum Februar nächsten Jahres die Galerie hier in Berlin leitet, nach Köln geht, hat damit zu tun, daß Köln eindeutig der Standort ist in Deutschland, wo die Kunst von Sammlern, den dort umliegenden Museen, den Ausländern am meisten beachtet wird.

MARIUS BABIAS: Gibt es darüber hinaus noch einen berlinspezifischen Grund?

REINHARD ONNASCH: Man muß natürlich sagen, daß Berlin immer eine Station war, die zwischen New York und Moskau liegt, und am weitesten weg ist für Leute, die im Kunstbetrieb sind und reisen. Als Standort schlechter beispielsweise als Hamburg oder München, die natürlich auch Peripherienachteile haben.

Aber das bemerkenswerte war, daß zu Beginn der…

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