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Titel: Betriebssystem Kunst · von Kathryn Hixson · S. 148 - 151
Titel: Betriebssystem Kunst , 1994

Betriebssystem: Do-It-Yourself-Manual, Virus-Software: courtesy Hirsch Perlman

Hirsch Perlmann: »The Layman’s Practical Guide To Interrogation«, 1992
VON KATHRYN HIXSON

Do-it-yourself

Hirsch Perlmans jüngeres Werk läßt sich formal mit losen Seiten eines noch unfertigen Konzepts für eines jener Do-it-yourself-/Selbsthilfe-Handbücher vergleichen, wie sie mittlerweile in fast jedem Supermarkt oder Computerladen haufenweise zu haben sind und hin und wieder in den Bestsellerlisten auftauchen, z.B. “Wie kriege ich meinen Bauch weg”, “Wie steigere ich mein Selbstbewußtsein – Ein 14-Tage-Kurs” oder “Klempnern – leicht gemacht”. Der handgekritzelte Text hat etwas von der Forschheit des Stammtischexperten an sich, eines jedermann, der sich dazu berufen fühlt, seine Sachkenntnis mitzuteilen, die er sich nicht etwa durch eine besondere Berufs- oder Fachausbildung, sondern durch lange Erfahrung – gepaart mit weiser Selbsterkenntnis – erworben hat. Perlmans “Handbuch” bietet Richtlinien und Taktiken zur korrekten und effizienten Durchführung eines “Verhörs” – ein Wort, das zunächst die Assoziation des knallharten “Bullen” weckt, der sein schwitzendes, zitterndes Opfer im grellen Schein einer nackten Glühbirne in die Mangel nimmt. Die Blätter wirken eher wie Notizen aus der Feder eines Kripobeamten im Ruhestand, die dieser sich zu seinen in stundenlangen stürmischen Verhören bewährten Taktiken gemacht hat und die dann irgendwer aus irgendeiner Polizeiwache hat mitgehen lassen, um sie einem dubiosen Zeitschriftenverleger in die Hände zu spielen, der sie dann auf den Markt wirft, um mit dem unstillbaren Hunger der Massen nach Selbstvervollkommnung – oder besser gesagt: nach Selbstbefähigung – das schnelle Geld zu machen. Der Text besticht den Leser/Betrachter mit einer Mischung aus banaler Populärpsychologie und dem Jargon illegaler Geheimakten…


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