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Monografie · von Stephan Berg · S. 236 - 249
Monografie , 1998

Blasse Schatten hinter fahlen Feuern

Zu den Arbeiten von Tim Head

Es gibt Zeiten im Leben, wo einem alles fremdartig erscheint. Der vertraute Boden fängt an fremd und sonderbar zu werden, oder unter einem wegzuschmelzen. In vielen meiner Träume herrscht die Verwirrung vor, ob die Situation,in der ich mich befinde, nun eine leichte, spaßige ist, oder eine zutiefst unangenehme und bedrohliche. Andere Leute im Traum versuchen mir stets zu versichern, daß alles o.k. ist, doch ich bin mir dann nie sicher, ob ihnen zu glauben ist, oder nicht”.1

Das auf den ersten Blick verwirrend vielgestaltige Werk Tim Heads, das neben Installationen auch Fotografie, Malerei, Licht-, Dia- und Videoprojektionen umfaßt, handelt in seinem Zentrum davon, wie uns all das entgleitet, was wir unverbrüchlich sicher glaubten. Wie die Welt porös wird, sich auflöst und hinter den glitzernden Oberflächen unserer “consumers reality” eine unheimliche, abgründige Kehrseite zeigt. Alles, was dieses Oeuvre als Material interessiert, stammt entweder aus dem Bereich industrieller Massenproduktion, oder fußt auf den artifiziellen Bildern, die wir von der Welt entwerfen. Insofern existiert Natur und das Natürliche, auf das sich der in London lebende Brite immer wieder bezieht, nur in einer uneigentlichen Form: Als künstliches Substrat einer selbst schon künstlichen Welt. Eng damit verknüpft ist die in nahezu allen Arbeiten spürbare Tendenz zur Entkörperung, Entstofflichung, die formal, wie inhaltlich der Immaterialität und ihrer ephemer-transitorischen Struktur stets den Vorrang vor stabil-statischer Materialanhäufung gibt. Metaphorisch gesprochen, ist für Tim Head der Schatten stets interessanter, ergiebiger und wichtiger, als das, was den Schatten wirft, wobei die Konsequenzen…

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