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Ausstellungen: Hannover · S. 339 - 339
Ausstellungen: Hannover , 1983

Boccioni und Mailand oder: Um einen Bugatti von innen bittend

Kunstmuseum Hannover, 20. Mai bis 31. Juli 1983 (Katalog 35,- DM)

“Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen … ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake. Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert, die selbst auf ihrer Bahn dahinjagt.” Vielleicht war es ein Bugatti-Automobil, das Marinetti und seine Freunde 1909 beim Verfassen des Futuristischen Manifests im Sinn hatten und das jetzt in Hamburg, zeitlich parallel zur Boccioni-Ausstellung in Hannover, zu sehen war. (Derain bekannte 1938: “Mein Bugatti ist schöner als alle Kunstwerke.”) Das Rennen zwischen windschnittigem, technischem Design und klassischem Faltenwurf auf der Treppe des Louvre hatte damals eindeutig das gummibereifte Metallding aus der Werkstatt der aus Mailand stammenden Erfinderfamilie Bugatti gewonnen. Die heutige Publikumsgunst übrigens auch: Der hanseatische Automobilsalon mit Jugendstil-Meublement wurde über Nacht ein “Renner”, die ehrgeizig betriebene, von diversen Pannen mit Zoll, verschobenem Eröffnungstermin und verzögerter Katalogfertigstellung begleitete Retrospektive Boccionis im Sprengel-Museum, das zum ersten Mal in seiner jungen Geschichte Eintritt erheben mußte, um versuchsweise die hohen Kosten zu decken, erwies sich als Besucher-Flop: Futurismus ist derzeit nicht “in”. Die aus Mailand in reduzierter Form übernommene Schau hieß zwar “Boccioni und Mailand”, dokumentierte den Umraum jedoch nur anhand großer Fotos, die ganze Wände bedeckten und nicht den schlechtesten Part…

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