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Ausstellungen: Zürich · von Lutz Windhöfel · S. 391 - 391
Ausstellungen: Zürich , 1995

Lutz Windhöfel
Bruce Nauman

»Retrospektive des plastischen Werks«
Kunsthaus Zürich, 14.7. – 8.10.1995

1995 begann Bruce Nauman so zu arbeiten, wie es Rachel Whiteread heute tut. Er schuf eine Holzschalung von 44,5 Zentimetern Höhe, setzte Leisten in die Ecken, nagelte kleine Latten wie eine Art Rahmen auf den – fast – quadratischen Boden und auf die Seitenwände. Dabei achtete der einstige Mathematikstudent immer darauf, dass die rechtwinklige Struktur der Gussform nie verletzt wurde. Dann füllte er Beton ein, liess trocknen und stürzte das Ganze wie eine Puddingform. 1968, drei Jahre später, war die Arbeit “A Cast of the Space under my Chair” fertiggestellt. Im legendären Jahr 1968 stellte Konrad Fischer in Düsseldorf den Künstler auch erstmals in Europa dem Publikum vor.

Der kleine Betonkubus, der die plastische Qualität des Kunststeins mit virtuosem Gespür zum Kunstwerk werden liess, hatte semantische Gesellschaft. Denn “Der Guss des Raumes unter meinem Stuhl”, wie man das amerikanische Englisch des Titels übersetzen könnte, wies mit seiner kargen Sinnlichkeit und seiner taktilen Oberfläche weit über die räumliche Sensibilität der anderen Minimalisten hinaus. Er goss gleichzeitig die Sprache zu Form. Aber dies wesentlich konkreter als etwa Paul Klee. Denn dessen hochsensible “Bild-Titel-Kombinationen” waren – fast – immer bildungsbürgerlich gesättigt und etwas “sophisticated”. Aber Klee wurde 1879, Nauman 1941 geboren.

1967 schuf Nauman die Neonarbeit “The true artist helps the world by revealing mystic truths”. Das durch unzählige Publikationen heute vielleicht bekannteste Werk des Plastikers, Zeichners, Semantikers, Action-Künstlers und Video-Machers. Nauman hat den Gattungsbegriff der Plastik form-ästhetisch, materiell und wirkungsästhetisch so komplex gemacht,…



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