LUDMILLA VACHTOVA
Bruce Nauman
DER KÖRPER ALS KUNSTSTÜCK
Aug um Aug, Zahn um Zahn. Ich verletze, du verletzt. In alle Richtungen rotiert das Karussell der Begriffe, ein Bild, ein Bildschirm, eine abgeschirmte Stimme. Kopfarbeit: ein Kopf ohne Rumpf im Kopfstand, mit ausgestreckter Zunge bis zum geilen Tod. Bruce Nauman, Bbbbbbrrrrrruuuuuucccccceeeeee, die Neon-Signatur legt sich im Geschrei über die Wand.
Über seine Werke äußert er sich in ausführlichen Beschreibungen, zur Person gibt er höchstens karge Auskunft. Das Verhältnis von Bruce zu Nauman geht niemanden etwas an. Ohne Sturheit, doch verbindlich folgen die Arbeiten einer persönlich überlagerten Logik. Ihr Urheber ändert die Methode nicht, wechselt aber seine Medien und gibt sich in wandelbarer Gestalt. Bei »Collaboration« in der Revue Parkett (1986) erinnert das schmale Gesicht mit der hohen Stirn, fragenden Augen und schütterem Bart an einen gelehrten Esoteriker mit sehr hermetischen Leidenschaften. Für den Katalog der Berliner »Metropolis« (1991) posiert er hingegen in einem weichen Cowboy-Hut und glatt rasiert, den Blick in die Ferne geschärft.
Bereits einer der ersten öffentlichen Auftritte erregte die Gemüter und prägte sich, einer vollkommenen Werbe-Ikone ähnlich, ins Gedächtnis der Kunstwelt ein: Schön und nackt fotografiert sich BN 1966 im »Autoporträt als Springbrunnen«. Auch wer die überdeutliche homoerotische Anspielung dieser lebendigen Fontäne nicht wahrnehmen will, hat genug zu fragen. Was speit der Mann aus seinem Innersten, und warum? Sprudelt es vor Lust, oder spuckt er etwas aus? Wer ist der smarte Pan in der Haltung eines Oranten?
Mit Joel Shapiro und Richard Tuttle gehört Bruce Nauman zu einer Künstlergeneration, die amerikanisch selbstbewußt und…