Hamburg
Bruce & Norman Yonemoto
Mirror of Desire
Kunstverein in Hamburg 09.07.– 02.10.2022
von Rainer Unruh
Vor dem Eingang warnt ein Schild vor „expliziten Inhalten“. Und während man noch überlegt, ob man nicht besser umkehrt, weil ja, Gipfel des Grauens, Menschen gezeigt werden könnten, die sich lieben, öffnet man dann doch gedankenverloren die Tür und sieht – nichts. Der Ausstellungsraum ist fast komplett dunkel. Eine schwarze Wand verdeckt die Fensterfront zur Straße. Es gibt keine Spots und keine Neonröhren. Einzige Lichtquelle sind die Monitore und die Filme, die projiziert werden. Man fühlt sich, als ob man ein Kino nach Beginn der Vorstellung betritt.
Ein Kino, so wird rasch klar, das sich auf Filme der Achtziger spezialisiert hat. Die erste institutionelle Ausstellung von Bruce (Jahrgang 1949) und Norman Yonemoto (1946–2014) in Deutschland konzentriert sich nämlich auf dieses Jahrzehnt. Beide Brüder, Söhne eines in den USA aufgewachsenen Paars mit japanischen Wurzeln, begeisterten sich schon in ihrer Jugend für Film und Fernsehen. Bruce hat sich einmal als Teil der Generation „Mickey Mouse Club“ bezeichnet. Disneyland war das Paradies seiner Kindheit.
Die Faszination für Soaps und das Mainstreamkino Hollywoods hat beide auch später nicht verlassen. Kein Wunder, dass Bruce 1986 gemeinsam mit John Baldessari (1931–2020) die Schau „TV Generations“ im neu eröffneten Ausstellungsraum Los Angeles Contemporary Exhibitions (LACE) kuratierte. Die Naivität der Kindheit war inzwischen längst einer kritischen Haltung gewichten, wie man auch an den in Hamburg gezeigten Videos ablesen kann.
„Green Card: An American Romance“ (1982) ist einer von acht Filmen, die in einem Kinointerieur mit breiten Bänken anstelle…