Hans-Dieter Fronz
Camill Leberer: Zeichnungen
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
27.11.2004 – 30.1.2005
Geräumige Plastiken aus Stahl und Glas sowie Bilder aus Metall – dafür kennt man Camill Leberer. Nur selten waren in Ausstellungen des 51-Jährigen dagegen Zeichnungen zu sehen. Dabei ist die Zeichnung in Leberers Oeuvre keineswegs wie bei so vielen Plastikern bloßes Hilfsmittel. Vollwertig tritt sie neben die anderen Medien.
Dass der Zeichner sich vor dem Bildhauer Leberer nicht zu verstecken braucht, dafür liefert jetzt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe mit ihrer Retrospektive mit Zeichnungen aus drei Jahrzehnten den Beweis. Und sie deckt bemerkenswerte Korrespondenzen zwischen den plastischen und zeichnerischen Arbeiten auf. Vier großformatige, dem Zeichnungsparcours vorausgeschickte Plastiken funktionieren wie ein Spiegel von Leberers grafischer Linienkunst – die in einigen metallgerahmten Arbeiten, analog zu den Metallbildern, übrigens selber ins Plastische hinübertritt.
Operieren die rechteckigen Metall- und Glasflächen dieser Plastiken nämlich mit Gegensatzpaaren wie Opazität und Transparenz, Verschlossenheit und Öffnung, Härte und Weichheit, Konstruktivität und Organik, so inhärieren all diese Gestaltungsmomente, häufig in dialektischer Gleichzeitigkeit, auch den Zeichnungen. Für die großformatigen Blätter der beiden letzten Jahre etwa hat Leberer als Träger Transparenzpapier gewählt, auf das er deckenden Lackspray und/oder aber zarte Graphitlinien aufträgt. Eine der Plastiken ist in der Innenseite mit der Schleifscheibe bearbeitet und zeigt Kringel und Spiralformen, wie sie sich nicht selten auch auf den Papierarbeiten finden. Und als Realitätspartikel schälen sich auf den Blättern hier und da in dürren Umrisslinien vergegenwärtigte kubische oder quaderförmige Körper heraus – Formen, die auf die räumliche Qualität der Plastiken verweisen.
Figürlich sind Leberers zeichnerische Anfänge. Auch wenn…