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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 334 - 335
Ausstellungen: Berlin , 2000

Hermann Pfütze
Catrin Otto – THING KING

»Arbeiten mit Fotografie«
Galerie Bergmann + Priess, Berlin, 12.11.1999 – 7.1.2000

Seit einigen Jahren nutzt Catrin Otto Fotos als Stoff für Fotos und beweist wie eine Kriminalistin mit den Fotos die Realität der Dinge. Sie geht anders vor als die meisten künstlerischen Bild- und Videoreporter, die mit der Behauptung irgendwelcher Dinge ihre Filmchen und Fotos rechtfertigen. Es gibt Vorbilder, wie etwa die Fotogramme László Moholy-Nagys oder die Montagen Gordon Matta-Clarks, allerdings sind bei Catrin Otto die Dinge nicht unkenntlich gemacht, stilisiert oder illusionistisch verfremdet, sondern im Gegenteil überdeutlich und mehrfach sichtbar. In ihren Arbeiten mit Fotografie ist nichts entbildert oder entdinglicht, sondern die Dinge werden fotografisch beschrieben bzw. bebildert und die Fotos geradezu verdinglicht. Alles Foto sozusagen.

Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen: im hinteren Raum der Galerie auf Aluminium gezogene Cibachrome-Bilder großer Fotomontagen und kleinere Fotos plastisch-organischer Stilleben aus Alltagsdingen, im vorderen Raum merkwürdige, aus zerschnittenen Großfotos zusammengenähte Behältnisse in Form kleiner, barocker Truhen mit Konsolen und bauchigen Wänden. Als Schnittbögen für diese Truhen wurden Fotografien eines auf dem Flohmarkt gefundenen Kartons voller Postkarten verwendet, der mit Edelholzfunier-Decofix-Folie beklebt war, dem klassischen Foto-Imitat des Echten. Diesen Karton hat Catrin Otto vielseitig auf einem Spiegel arrangiert und fotografiert, davon einen Haufen Abzüge im Format 30 x 40 cm gemacht und diese, nach einem Schnittmusterplan für Truhen in vier verschiedenen Größen, in Rechtecke, Trapeze und Rundflächen zerschnitten. So sind die Truhen selbst wieder Kartons aus Fotos von Fotos für Fotos. Man könnte Fotos oder Postkarten darin aufbewahren.

Auf…



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