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Titel: documenta 14 - Gespräche · von Heinz-Norbert Jocks · S. 466 - 469
Titel: documenta 14 - Gespräche , 2017

Cecilia Vicuña

Blumen für Castro

von Heinz-Norbert Jocks

Die 1948 geborene Chilenin Cecilia Vicuña ist bildende Künstlerin, Dichtern und Filmemacherin. In ihrem Werk befasst sie sich mit Sprache, Erinnerung und Exil. Auf der documenta 14 zeigt sie Gemälde sowie ihre Installation „The Quipu Womb“.

Heinz-Norbert Jocks: Lassen Sie uns zunächst über Ihre Gemälde in der Neuen Galerie reden, da sie direkt vor uns hängen. Wie würden Sie diese einem Blinden beschreiben?

Cecilia Vicuña: Ich imaginiere mir einen Heiligen oder Engel, der nicht so ist, wie die Kirche oder eine Religion ihn sich vorstellt, nämlich einen, der der Revolution zur Hilfe kommt, um die Welt zu verändern.

Was lässt sie malen?

Wir lebten in einem vom Katholizismus geprägten Land. Obwohl meine Familie nicht katholisch war, da sie aus Indien stammt, ging ich, fasziniert von den Heiligenbildern, als kleines Mädchen in die Kirche. Der Stil, in dem diese gemalt waren, war ein europäischer, der der indischen Kultur völlig fremd ist. Das europäische Denken erschien mir völlig verrückt. Jedenfalls hat sich mir dieser Stil, der uns von den Kolonalmächten aufgezwungen wurde, so stark eingeprägt, dass ich mich seiner bediente, um ihn inhaltlich ins Gegenteil zu verkehren, indem ich ihn zur Ehrung der großen Dichter Gabriela Mistral, Nicanor Parra und Marina Savena und der Revolutionäre Fidel Castro, Karl Marx, Salvador Allende und Lenin einsetzte. Es hat etwas Ironisches und Paradoxes, wenn ich Marx zeige, umgeben von schwulen Paaren, oder Lenin in Gesellschaft von Frauen mit nackten, geöffneten Beinen. Mit dieser Malerei…


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