Leopold Rombach
Computer, Kunst, Alltagsästhetik
Skizzen zu einer elektronischen Rekonstruktion von Wirklichkeit
Die Frage, ob Kunst sich mit Computern machen lasse, gerät aus der Mode. Als Hilfsmittel wie als Repertoire neuer Möglichkeiten kommt dem Computer in der zeitgenössischen Musik schon eine große Bedeutung zu, daß man sich fragen muß, wie eine ähnliche Rolle in der bildenden Kunst aussehen kann oder aussehen wird. Leopold Rombach zweifelt nicht daran, daß sich die Kunst mit dem Computer auseinandersetzen wird: sie muß entweder sich seiner Möglichkeiten vergewissern oder ihm mit einem ästhetischen Konzept entgegentreten können. Beide Möglichkeiten zu erproben ist um so dringlicher, als triviale und repressive Verwendungsmöglichkeiten des Computers schon bekannt sind, die sich einer Maschinenergebenheit verdanken, die gerade die Kunst zu unterlaufen hätte.
I. Vorgänge.
1. Zur Zeit verbreitet sich in der Hifi-Technik ein neues Aufzeichnungsverfahren, das auch für andere ästhetische Bereiche wichtige Auswirkungen haben wird. Es geht dabei darum, daß die Schallwellen von Musik nicht mehr wie bisher als entsprechende Wellenmuster auf Schallplatte bzw. analog – proportionale Magnetisierungen auf Tonband festgehalten werden. Stattdessen werden die vom Mikrofon kommenden kontinuierlichen Spannungsschwankungen des Schallereignisses in -zig-tausend Einzelportionen pro Sekunde zerlegt und von einer Computereinheit in digitale Impulse verwandelt. Erst die Digitalimpulse werden auf Tonträger gespeichert, also etwa Magnetband oder Laser-Platte. Das akustische Geschehen erscheint so als rasende Folge von Punktsignalen, kodiert im Dualsystem als Reihe von “ein/aus” – bzw. “0/l”-Zuständen. Selbstverständlich erfaßt die Kodierung alle Parameter des klanglichen Vorbildes.
Beim Abspielen läuft der Vorgang in umgekehrter Richtung, der Computer rekonstruiert aus den digitalen Impulsen wieder eine kontinuierliche Wechselspannung…