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Ausstellungen: Berlin · von Claudia Wahjudi · S. 234 - 235
Ausstellungen: Berlin , 2018

Covered in Time And History

The Films of Ana Mendieta
Martin-Gropius-Bau 20.04. – 22.07.2018
von Claudia Wahjudi

Um es vorwegzunehmen: Die erste Ausstellung von Stephanie Rosenthal, der neuen Direktorin des Berliner Martin-Gropius-Baus, bringt keine neuen Aufschlüsse über Ana Mendietas Tod. Nicht einmal die Wand füllende Grafik mit den Lebensstationen der 1948 geborenen, exilkubanischen Künstlerin erwähnt den Streit über die ungeklärten Umstände ihres Sturzes 1985 aus einem Fenster der New Yorker Wohnung, die sie mit ihrem Mann, dem Bildhauer Carl Andre teilte. Mendieta wurde Symbolfigur feministischer Initiativen, ihr Tod Thema vieler Artikel und Aktionen wie noch 2014 vor Andres New Yorker Retrospektive. Ihr Tod überlagert ihr Werk.

Wohl deshalb steht ihre Biografie ganz am Ende der Schau „Covered in Time And History“, die 23 von 104 Filmen der Künstlerin zeigt. Die Kuratoren wollen Mendietas Fotos und Filme aus dem Schatten ihrer Skulpturen, Bildern und Performances holen, sie nicht nur als Dokumente lesen, sondern als eigenständige Arbeiten. Mendieta selbst habe sie als beides verstanden, sagt Co-Kurator Howard Oransky von der Nash Gallery an der Minnesota-Universität, an der die Schau 2015 erstmals lief. Es folgten Stationen in Florida und Berkeley. Nun also Berlin, wo Mendietas Arbeiten wenig bekannt sind, das Performancearchiv „Re.Act.Feminism“ jedoch einige verzeichnet hat (). Für die Berliner Öffentlichkeit steht freilich Gereon Sievernichs Nachfolgerin im Vordergrund: Stephanie Rosenthal, die von der Londoner Hayward Gallery kommt. Rosenthal will am Gropius-Bau die Themen Körper, Grenze und Land setzen. Für den Herbst hat sie Lee Bul aus Südkorea eingeladen. Der erste Künstler im neuen Residenzprogramm ist Wu Tsang.

Körper, Grenzen und Land sind konstituierende Elemente in Mendietas Werk, wie die Schau deutlich zeigt. Die digitalisierten – meist 8- oder 16-mm, meist farbig und keiner länger als rund dreieinhalb Minuten – sind eher thematisch als chronologisch geordnet. In sechs Sälen geht es von einer Ruine in Mexiko, in der Mendieta 1974 eine Körpersilhouette mit Tierblut auf den Boden strich, bis an die Küste Floridas, wo kleine Wellen Mendietas Körperumriss aus nassem Sand 1981 Richtung Kuba davonspülten.

Ihre künstlerische Herkunft aus der Malerei verdeutlicht der zweite Saal, der die Künstlerin auch in Städten zeigt, etwa wie sie mit Tierblut auf Tür und Wand schreibt. In Sweating Blood (1973) lässt sie das Rot vom Scheitel über ihr Gesicht laufen. Im dritten Raum tauchen die bekannten Silhouetten ihres Körpers auf, beispielsweise auf einer Wiese, wo weißes Pulver die Konturen ihres Schattenrisses markiert, dann brennt und hinter Rauch verschwindet. Raum vier zeigt Mendietas Arbeiten an Binnengewässern, in Raum fünf entflammen senkrecht stehende Silhouetten.

Mendieta ging behutsam vor. Kontrolliert züngeln die Flämmchen, ganz still verharrt die Künstlerin in dem Bach, der ihren nackten Körper umspült. Ihre Performances, meist ohne Publikum, versinnbildlichen den Wunsch, sich mit „der Erde zu verbinden“, sich neu zu verwurzeln oder aber in…

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