Magazin: Kulturpolitik · von Martin Blättner
Magazin: Kulturpolitik , 1993

Martin Blättner

Die sperrige NS-Erblast vom ehemaligen Reichsparteitagsgelände bereitet dem Nürnberger Stadtrat noch immer Kopfzerbrechen und – seit sie von der bayerischen Denkmalschutzbehörde als erhaltungswürdig eingestuft wurde – vor allem Jahr für Jahr Kosten. Während Kulturreferentin Karla Fohrbeck nach dem Scheitern ihrer Umgestaltungspläne 1990 das heiße Eisen für ein Gesamtkonzept offenbar vorerst nicht mehr anfassen will (die “künstlerische Gestaltung der Friedensallee” wäre “noch nicht veranlaßt”, war zu erfahren), investierte Baureferent Walter Anderle über 15 Millionen Mark, um die seinerzeit sprichwörtlich auf den Sand (mit einer 20 Zentimeter dicken Betondecke darüber) gebauten Granitplatten mit einem neuen Mörtelbett (5 Zentimeter) haltbarer zu machen.

Derzeit warten Hunderte der zum Teil sanierten Klinkersteine (in den Maßen 120 x 120 Zentimeter; Dicke: 10 Zentimeter) darauf, auf ein besseres Fundament verlegt zu werden. Im Erläuterungsbericht des Baureferats heißt es, die Große Straße müsse als “Baudenkmal von besonderer Bedeutung” unverändert bleiben und “möglichst mit dem vorhandenen Material und unter Beibehaltung der jetzigen Strukturen ausgeführt werden”. Der städtische Pressesprecher Gerhard Stapf wird nicht müde zu betonen, wie widerwillig Nürnberg diese längst überfälligen Sanierungsarbeiten ausführen würde – die “Unfallgefahr” ließe aber keine andere Wahl. Etwa 35 Prozent der Platten sind zerbrochen und weisen grobe Unebenheiten auf. Für die Verkehrssicherheit mußten in den letzten Jahren pro anno etwa 450 zerbrochene Platten ausgebaut und mit Asphaltmischungen ersetzt werden: “Legt man einen Materialwert von 6000 Mark pro Granitplatte zugrunde, so ist ein Wertverlust von ca. 270000 DM pro Jahr zu beklagen”, wird im Erläuterungsbericht argumentiert – man will die Notwendigkeit der Baumaßnahme beweisen. Die…

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