Das Bild einer geheimen Kommandozentrale abschaffen
Justin Hoffmann im Gespräch mit Maria Lind, Direktorin, und Søren Grammel, Kurator des Kunstvereins München
Anfang dieses Jahres haben Maria Lind und Søren Grammel die Leitung des Kunstverein München übernommen. Maria Lind war zuvor am Moderna Museet in Stockholm tätig, und Søren Grammel kuratierte u.a. die “videonale 9”. Gemeinsam haben sie für den Münchner Kunstverein nun ein Programm entwickelt, dass sich von dem anderer Kunstvereine deutlich unterscheidet. Den Anfang bildete ein fulminanter “Neustart” (25.4-28.4.2002), bei dem nicht nur eines, sondern vier Projekte gleichzeitig eröffnet wurden: die Gruppenausstellung “Exchange & transform (Arbeitstitel)”, der erste Teil der Retrospektive von Christine Borland “The dead teach the living”, die Screening-Reihe “Es ist schwer das Reale zu berühren” und das “Sputnikprojekt”.
Justin Hoffmann: Mit vier Projekten gleichzeitig anzufangen, bedeutet dies eine Absage an Homogenität, an einen einheitlichen Eindruck, den eine einzelne große Ausstellung liefern könnte?
Maria Lind: Der Grund liegt in der Art, wie heute Kunst funktioniert. Eine Praxis, die häufig im Widerspruch zu den Institutionen steht. Die Institutionen haben ihre eigene Logik, die vor Hunderten von Jahren gebildet wurde, und bestimmt, wie Ausstellungen aussehen, wie lange sie dauern und wie man Werke zu präsentieren hat. In diese Matrix wird auch die Gegenwartskunst gepresst. Das finde ich nicht richtig. Ich denke, sie soll nach ihren eigenen Vorstellungen existieren können. Wir wollen den Versuch unternehmen, als Institution sensibel gegenüber einer bestimmten Richtung der Gegenwartskunst zu sein.
Søren Grammel: Oder um es bescheidener zu sagen: Wir finden es wichtig, von den Künstlern zu lernen, wie sie…