vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Das Brennende Bild · von Helmut Draxler · S. 117 - 117
Titel: Das Brennende Bild , 1987

Vorbemerkung

Im Groben und mehr systematisch als historisch betrachtet, läßt sich die facettenreiche Diskussion um eine bündige Theorie des Symbols, wie sie die vielbeschworene Goethezeit ausfocht, auf drei grundlegende Positionen reduzieren: das Natursymbol Herders, das klassisch-plastische Kunstsymbol Goethes und auch Schillers sowie das mystische Symbol Friedrich Creuzers.

In Herders physiognomischer, einfühlend-symphatisierender Naturphilosophie durchdrangen sich im Symbol die universellen Analogien von Mensch und Welt, Bild und Kosmos, Erkennen und Empfinden, der Notwendigkeit, den Bedürfnissen, Interessen und der Schönheit. Das klassische Symbol baute auf den Gestalt- bzw. Formqualitäten auf; seinen morphologischen Absichten ging es um das Ganze der Kunst (Goethe) bzw. um den ganzen, utopisch versöhnten Menschen (Schiller). Creuzers mystisches Symbol besaß Offenbarungscharakter; es war ganz ursprünglich »wie ein Blitzstrahl, der auf einmal die dunkele Nacht erleuchtet«. Wohnte ihm so im Sinne des Neuplatonismus auch die Sehnsucht nach seinem Ursprung inne, mußte es als ein immer unzulängliches Bild sich ausgeben, so blieb diese vorgebliche Minderwertigkeit des mystischen Symbols durch die hohen religiösen und erfahrungsintensiven Ansprüche doch mehr als kompensiert. Das Natursymbol wollte seinen Ausdruck, das Kunstsymbol eröffnete sich der Anschauung, das mystische Symbol verwies auf seine einmalige Prägung. Gemeinsam war allen drei Auffassungen der signifikante bzw. evokative Charakter des Symbols, dessen Bedeutung nicht aus dem konventionellen Rahmen mehr ableitbar sein konnte, wie er die Symboltheorien bis ins 18. Jahrhundert hinein bestimmte. Darüber hinaus artikulierte sich auf jeweils verschiedene Weise ein Bedürfnis nach Bindung, nach Einheit und Geschlossenheit der Welt, wie sie anderwertig nicht mehr aufzubieten war. Das Spannungsfeld, welches durch die Begriffe Natur und…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei