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Magazin: Bücher · von Heinz-Norbert Jocks · S. 437 - 437
Magazin: Bücher , 2004

Das Kunstwerk als der Andere

Vortex of silence aus der Feder von Doris von Drathen zeugt von einem herrlichen Eigensinn bei der bedächtigen Annährung an Künstler und deren uferloser Komplexität. Die in Paris lebende Kunstkritikerin schlägt seit Jahren mit ihren klugen, von subtilen Beobachtungen profitierenden Monographien, die sie für Kataloge, für KUNSTFORUM und für das “Lexikon der Gegenwartskunst” verfasst, ganz andere Rezeptionswege jenseits der ästhetischen Normen ein. Spätestens jetzt, da sie ihren auf Wesentliches lenkenden, zwischen dem Ich und dem Anderen oszillierenden Ansatz in einem über 300 Seiten schweren Buch, bisher leider nur in englischer Sprache erschienen, anhand von 23 Einzelbetrachtungen ausbreitet, wird dessen ganze Tragweite bis in seine Subjektivität und Ethik hinein auf fruchtbare Weise offenbar.##### Es zeigt sich, wie sehr er der Kunst an sich zugute kommt. Ihr ganzes Schreiben ist ein einziges Freischwimmen von Kategorien, die sich beim Sehen als einengend erweisen, und ein Verwerfen von falschen Einteilungen und Einordnungen in Stile, Lager und Schulen, welche Kunst in Schubladen verschwinden lassen, statt sie zu ihrem Erscheinen zu verhelfen, und ein damit einhergehendes Freilegen des Unverwechselbaren und Einmaligen, das der Kunst in ihren besten Momenten eigen ist. Immer das Andere im Visier, das sie als zu achtendes Gegenüber schützen will, zielen die sorgfältig recherchierten Texte etwa zur Kunst von Christian Boltanski, Louise Bourgeois, Jean-Marc Bustamante, Pedro Cabrita Reis, Ann Hamilton, Mona Hatoum, Jannis Kounellis, Agnes Martin, Gerhard Richter, Tony Smith oder David Tremlett mehr auf das “Erlebnis des Betrachters” denn auf die endgültige Platzierung eines Werks im Mausoleum der…

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von Heinz-Norbert Jocks

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