James Brett
Das nomadische Museum
James Brett, Filmemacher, Sammler von Außenseiterkunst und Erfinder des Museum of Everything in London, ist einer der ungewöhnlichsten Sammler. Im Jahre 2009 rief er sein weltweit wohl einzigartiges Projekt ins Leben, um die Grenzen zwischen primitiver und hoher Kunst aufzuweichen. Er ist gegen festzurrende Definitionen jeglicher Art ebenso wie gegen die Fixierung von Journalisten auf Stars. Er will sich zurücknehmen, weil das Museum ihm wichtiger ist als die Person dahinter. Statt seiner Sammlung einen festen Platz zu geben, geht er auf Reisen. Heinz-Norbert Jocks traf ihn gleich mehrmals zu einem Gespräch.
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Heinz-Norbert Jocks: Gerne wüsste ich mehr über Sie und Ihre Idee des nomadischen Museums, und warum Sie es ablehnen, sich als Sammler titulieren zu lassen.
James Brett: Weil meinem Tun keine Absicht zugrunde liegt. Weder ich persönlich noch The Museum of Everything präsentieren eine Sammlung. Auch bin ich nicht wirklich an der Idee des Sammlers oder der Sammlung interessiert. In der gegenwärtigen Landschaft dient dieser ziemlich bedeutungslose Titel zur Verherrlichung des luxuriösen Hobbys der Wohlhabenden. Oft ist dieses nicht einmal ein selbst ausgeübtes. Haben sie doch ihre mit der Anhäufung von Dingen beauftragten Angestellten und für sie tätige Kuratoren. Dazu fällt mir eine irgendwo gelesene oder aufgeschnappte Äußerung über den Begriff des Sammlers ein: Dieser sei eine Erfindung der Galerien, um ein zu sehr an Geschäft gemahnendes Wort wie Kunde zu vermeiden. Gestern traf ich einen Künstler in Begleitung eines Bekannten, der diesen ehrerbietig und wiederholt mit „Maestro“ ansprach. Diese Anrede missfällt mir ebenso wie der Titel…