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Ausstellungen: Paris/München · von Amine Haase · S. 377 - 378
Ausstellungen: Paris/München , 1996

Amine Haase
Das Stückchen Etwas zwischen Nichts und Nichts – Francis Bacon

Centre Georges Pompidou, Paris, 24.6. – 14.10.1996
Münchner Haus der Kunst, 4.11.1996 – 31.1.1997

Il crie, c’est toute sa présence.
René Char über den Mauersegler

Er habe die Welt als Schlachthaus dargestellt, wurde immer wieder von ihm gesagt. Und er habe mit seinen gemalten Dramen ein “Theater der Grausamkeit” entfesselt, wie das weder Worte noch Schreie des Theatermanns Antonin Artaud vermochten. Das Werk des englischen Malers Francis Bacon (1909-1992) wurde so auf Fleisch, Gewalt und Trauer festgeschrieben wie zuvor höchstens das eines Caravaggio oder eines Goya.

Tatsächlich haben über Bacons Bilder Philosophen und Soziologen fast mehr geschrieben als Kunstkenner und -historiker. Der Maler selber mochte noch so oft wiederholen, daß es ihm nicht um Inhalte und deren Interpretationen gehe, seine Bilder waren immer wieder Anlässe, um über den Zustand unserer Welt zu philosphieren: Die Verlassenheit des Einzelnen, die Zerrissenheit des Individuums, die Verzweiflung des in die Welt geworfenen Menschen. Der aufgerissene Mund, der Schrei, ist eine Metapher des Entsetzens, und Bacon malte sein Echo in all seiner grausamen Schönheit.

David Sylvester, der über zwanzig Jahre lang mit dem Maler im Gespräch blieb und die Atelier-Interviews auch aufzeichnete, richtete jetzt für das Pariser Centre Georges Pompidou eine Bacon-Ausstellung ein, die den Maler in den Vordergrund stellt, den Erfinder von Formen, den Alchimisten im Umgang mit Materialien, den Zauberer von Farbe und Oberflächenillusion. Diese ästhetische Akzentuierung nimmt den 86 Bildern nichts von ihrer Spannung. Sie greifen “direkt das Nervensystem” an – so wie Bacon es sich…



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