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Ausstellungen: Berlin · S. 342 - 343
Ausstellungen: Berlin , 1991

Peter Funken
Denk-Mal-Prozeß

Kunstamt Neukölln, 20.10. – 22.11.1990

Nichts ist schwerer als der Umgang mit der eigenen Geschichte, besonders wenn sie so schrecklich und erbärmlich ist wie die der Deutschen während der NS-Zeit. Eine von Jochen Spielmann konzipierte Ausstellung im Kunstamt Neukölln befaßte sich mit der Auseinandersetzung und Verarbeitung der NS-Vergangenheit am Beispiel von Denkmalen der 80er Jahre. Ausgestellt waren Entwürfe, Modell und Konzepte, die den Stand und die Tendenz der gegenwärtigen Diskussion um Mahnmale im öffentlichen Raum veranschaulichten.

Ein Anlaß zur Ausstellung war auch die bevorstehende Einweihung eines Denkmals, das in Erinnerung an das KZ-Außenlager Sonnenallee in Neukölln errichtet wird. Vor zwei Jahren hatte das Bezirksamt deswegen zwölf Künstler aufgefordert, Denkmalkonzeptionen zu erarbeiten, die an das Zwangsarbeiterlager und spätere Außenlager des KZ Sachsenhausen gemahnen sollen. Dort hatten 500, meist aus Polen stammende Jüdinnen unter unmenschlichen Bedingungen für die Kruppsche Registrierkassen GmbH zu arbeiten. Fünf der Denkmalkonzepte wurden von der Jury prämiert, so Margarete Drehers Entwurf, der vorsah, eine stark vergrößerte Luftaufnahme des Lagers aus dem Jahr 1944 in einem massiven, schwarzen Stahlrahmen aufzustellen. “Ort einer Handlung” – so der Titel ihrer Arbeit – wollte mit der Metalleinfassung auf “den Druck und die Last der Vergangenheit” hinweisen. Die Jury entschied sich nach komplizierten Verhandlungen für Norbert Radermachers Entwurf, der im Dezember 1990 realisiert werden wird. Sein Konzept beruht auf einer Diaprojektion, die von den Passanten durch Lichtschranken ausgelöst wird und die langsam über Baumkronen und die Drahtumzäunung des Geländes auf den Gehweg gleitet. Folgender Text wird dort sanft und unaufhaltsam an die Geschehnisse…


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