Heinz Schütz
Der Affenfreund
»Gabriel von Max. Malerstar, Darwinist, Spiritist«
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 23.10.2010 – 30.1.2011
Es geschieht immer wieder, dass KünstlerInnen, die zu Lebzeiten beachtet, geschätzt und gefeiert werden, im Dämmer der Geschichte verschwinden und an Bedeutung verlieren. Einer von ihnen ist der 1840 in Prag geborene Maler Gabriel von Max. Bereits früh, im Alter von 27 Jahren, als er noch bei Piloty an der Münchner Kunstakademie studierte, entwickelte sich sein Gemälde „Märtyrerin am Kreuz (Hl. Julia)“ zur Sensation. Zeitgenössischen Berichten zufolge drängelten sich im Münchner Kunstverein Besuchermassen vor dem Bild, Besucherinnen brachen beim Anblick der am Kreuz schmachtenden Schönen reihenweise in Tränen aus. Deutlich wird bereits hier, dass es dem Maler, wie mit späteren Bildern, offensichtlich gelang, einen Nerv seiner Zeit zu treffen. Deutlich wird hier aber auch die immense historische Distanz zu heute. Sentimentale Tränenausbrüche in Museen und Galerien sind schon lange undenkbar geworden, wenn überhaupt, finden sie noch im Kino statt, nicht zuletzt zielen Fernsehsoaps und -dokus auf Rührung. Ein ganzer Gefühlskosmos wurde offensichtlich in andere Medien ausgelagert. Interessanterweise erwähnt Karin Althaus, die Kuratorin der Ausstellung, im Katalog Gloria Swanson. Der Stummfilmstar spielte im Film „Male and Female“, in Erinnerung an ein bekanntes Max-Bild, eine Szene in einer Löwengrube. Der Verweis auf den Film kann als konkreter Beleg für das Weiterleben des Sentimentalischen im Kino dienen, aber auch für die bis in die Vereinigten Staaten reichende Wirkungsmacht der von Max gemalten und in fotografischen Reproduktionen kursierenden Bildern.
Im Kunstkontext ist diese Wirkungsmacht bereits am Beginn…