Martin Seidel
Designing Truth
»Ausstellung im Rahmen der 29. Duisburger Akzente: Woran glauben?«
Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg, 30.4. – 25.6.2006
Die 29. Duisburger Akzente fragen in Zeiten anhaltender und neuer Sinnkrisen kurz und knapp: “Woran glauben?” Natürlich darf in solchen Fragen die Kunst als sinnstiftende Superdisziplin nicht fehlen. “Designing truth” titelt anspruchsvoll das Unternehmen, mit dem sich das Lehmbruck-Museum – in Kooperation mit dem Kunstprojekt “PubliCity” und dem euregio-Projekt “Gap” – an den Akzenten beteiligt und gleich schönste Erwartungen weckt: Erwartungen an Erscheinungsformen und Konstruktionen der Wahrheit; Erwartungen an die Gegenüberstellung des alten Begriffspaares Form und Inhalt; Erwartungen an die Diskussion spezifisch künstlerischer Qualitäten. Man erwartet letztlich die Frage, was Kunst und was Wahrheit ist – zumal die künstlerisch entworfene Wahrheit. Und allein schon weil der Begriff “Design” im Spiel ist, spekuliert man darauf, dass die Dinge schick und gescheit und ohne Umschweife schrill und gefällig präsentiert werden.
Was man im Lehmbruck-Museum zu sehen bekommt, erfüllt mit neuen und alten Medien schon einmal die Erwartung der Vielfalt: Skulpturen zwischen Ironie und historischem Rekurs, Installationen, Videos, die zum Spielfilm hin tendieren und eine Geschichte erzählen, Videos, die klassisch schöne Bilder in Bewegung versetzen, das gute alte Tafelbild im technisch aktualisierten Gewand wie auch der alte, aus dem Mainstream des künstlerischen Schaffens längst verabschiedete Kupferstich. Das alles angesiedelt zwischen Schönheit und Engagement, zwischen Selbstreflexivität und gesellschaftspolitischem Anspruch, zwischen prononcierter Künstlichkeit, poetischer Verklärung und scheinbar dokumentarischer Wahrhaftigkeit. Die Arbeiten umkreisen ebenso Wahrheitsvorstellungen und Wahrnehmungsfragen wie diverse Ichbefindlichkeiten.
Elf Künstler sind versammelt, um mit ihren…