Heinz-Norbert Jocks
Die Giardini als Readymade
Ein Gespräch mit Antoni Muntadas
1942 zwar in Barcelona geboren, sieht sich Antoni Muntadas, der sich überall auf der Welt aufhält und in Paris ebenso zuhause ist wie in New York, wo er seit 1971 lebt, keineswegs als Repräsentant Spaniens auf der Biennale von Venedig. Er hat in den unterschiedlichsten Instituten überall in Europa und in den Vereinigten Staaten unterrichtet. Die Medien und die Kunstszene sind sein Arbeitsfeld und Forschungsgebiet, wobei ihn vor allem kulturübergreifende Themen aus soziologischer wie anthropologischer Sicht interessieren. Nun hat er seine Projektreihe „On Translation“ auf die Lagunenstadt ausgeweitet. Wie und warum erklärte er im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks.
H.-N.J.: Warum sind Sie überhaupt Künstler und nicht Soziologe?
A.M.: Ich halte nichts vom Proust-Fragebogen. Es gibt immer mehr als nur einen Grund. Manchmal schlage ich den Leuten vor, darüber nachzudenken, womit Sie ihr persönliches Museum füllen wollen. Jeder wird da etwas anderes sagen. Vielleicht möchte ich darin einen Goya, einen Liebesfilm oder das Buch eines belgischen oder französischen Schriftstellers präsentieren. Ich bin auch an einer marxistischen Sicht von Donald Duck interessiert. Sie sehen, das Universum eines Einzelnen setzt sich aus ganz unterschiedlichen Elementen zusammen. Ich sage das, weil Situationen nie nur durch einen, sondern durch viele Gründe konstituiert werden.
Ihre Arbeit entzieht sich denn auch einem direkten Verständnis. Sie scheint mir ein bisschen kompliziert zu sein.
Wenn Sie „kompliziert“ sagen, so scheint mir das nicht zutreffend zu sein. Ist sie nicht eher „komplex“? Wenn Sie mit „kompliziert“ „komplex“ meinen, so bin ich einverstanden.
Ja, Ihre…