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Gespräche mit Kunstvermittlern · S. 330 - 331
Gespräche mit Kunstvermittlern , 1988

Marius Babias
..die Kollegen zu mehr Einsatz auffordern

Marius Babias im Gespräch mit Prof. Bernhard Kerber

“Berlin ist keine Reise wert”, jedenfalls nicht wegen der Kunstszene, deren Ausbluten Institutionen bertrieben wird. Reisende in Sachen Kunst haben beispielsweise für Dieter Ruckhaberies Kunsthalle mittlerweile nicht einmal das ironische Lächeln übrig. Aber auch angehenden Kunststudenten ist ein Besuch abzuraten, seit an der Hochschule der Künste die skandalösen Vorgänge um die Handhabung der neuen Prüfungsordnung (experimentell arbeitende Studenten werden ausjuriert) und um die Berufung des Ex-DDR-Kunstfunktionärs Volker Stelzmanns, was den Rücktritt von Prof. Baselitz zur Folge hatte, bekanntgeworden sind. Prof. Bernhard Kerber, Kunstwissenschaftler und Vertreter des kleinen liberalen Flügels an der HdK, bezieht Stellung.

Wurde mit der neuen Prüfungsordnung nicht ein Instrument gegen abweichende Auffassungen etabliert?

Nein. Daß es in der Vergangenheit zu Urteilen gekommen ist, möglicherweise auch zu Fehlurteilen, liegt nicht an der Prüfungsordnung als solcher, sondern an der Zusammensetzung der Kommission. Der inhaltliche Mißbrauch liegt nicht an der Ordnung, sondern an ihrer Ausfüllung durch Personen. Als Politikum sehe ich die Prüfungsordnung positiv, in dem Sinne einer Angleichung an die west-deutschen Hochschulen und einer Erleichterung beim Wechseln.

Der Dekan am Fachbereich l hat experimentell arbeitende Studenten als “Spinner” charakterisiert.

Gegen eine Bezeichnung von Künstlern, die sich mit Environments beschäftigen, als Spinner würde ich mich entschieden verwahren. Ob die HdK andererseits die Aufgabe hat, Künstler heranzubilden, ist ein heikles Problem. Man ist entweder genuin ein Künstler, oder man ist es nicht. Man kann aber als Professor, als Vorbild durch künstlerisches Dasein, durch Persönlichkeit, einen großen Einfluß auf die Studenten ausüben….


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