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Biennalen · von Ingo Arend · S. 298 - 305
Biennalen ,

Die Kraft der Kollektive.

Oder: Von der documenta lernen, heißt siegen lernen.
Die 17. Istanbul-Biennale setzt auf die selbstorganisierten Schutz- und Aktionsräume und die Vernetzung von türkischer und internationaler Zivilgesellschaft

17.09.–20.11.2022

von Ingo Arend

„Yes, we’re open!“ Wer die staubige Baustelle am Goldenen Horn betritt, kann die Arbeit nicht übersehen, mit der der Parcours der Kunstmesse Contemporary Istanbul (CI) beginnt. Ein labyrinthischer Gang aus gegeneinander gestellten, verschiedenfarbigen Türen jeder Größe, die alle geöffnet sind.

Der Titel, den die türkische Künstlerin Canan Tolon für ihre Arbeit gewählt hat, wirkt wie eine Metapher auf die Situation der Kunst in der Türkei. In Zeiten des Erdoğan-Regimes sehen alle schon das Endspiel der Kunst am Bosporus eingeleitet. Und dann öffnet sich doch wieder eine kleine Tür neuer Möglichkeiten.

Zu den Institutionen, die im Istanbuler Kunstherbst die Tür in diesem Jahr ebenso weit geöffnet hat, zählt die Kunstbiennale. Wegen der Pandemie war die 17. Ausgabe der 1987 gegründeten Biennale, die eigentlich im Vorjahr hätte stattfinden sollen, auf 2022 verlegt worden. Zusammen mit der Kunstmesse CI bildete sie eine Art unerklärte Istanbuler Art-Week – für die Szene am Bosporus eine Möglichkeit zum analogen Gipfeltreffen, nach der langen Zeit von Quarantäne und Social Distancing.

Dem Wille zum Experiment, der die Biennale seit ihrem Beginn auszeichnet und sie zu einer der interessantesten Formate der „Zweiten Welle“ der Biennalisierung gemacht hat, wird die Schau auch in diesem Jahr gerecht. Auf ein zentrales, anspruchsvoll formuliertes Motto haben die Kurator*innen Ute Meta Bauer, Amar Kanwar und David Teh verzichtet. Angesichts der politischen Lage in der Türkei und nach…

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