Die Kunstwelt als besserer Spielplatz
„Leider Geil“1
von Larissa Kikol
Der Erwachsene ist ein besseres Kind.
Die Kunst ist die bessere Kindheit.
Die Kunstwelt ist der bessere Spielplatz.
Verliebtsein und Geburtstag-Haben ist Kunsterfahrung.
Vier Thesen, die einerseits naiv, andererseits illusionistisch klingen. Der Leser könnte meinen, die bildende Kunst werde hier als therapeutisches Mittel zur Bewältigung psychischer Kindheitserlebnisse angesehen. Illusionistisch und naiv klingt es auch, weil das Bild eines unschuldigen Kunstortes, fernab von Märkten, harten Überlebens- und Konkurrenzkämpfen oder Wirtschaftsfaktoren, gemeint sein könnte. Aber die Thesen begreifen die Kunst weder als einen realen, pädagogischen Heilungsort, noch soll ein idyllisches heile Weltbild entworfen werden. Es geht um bestimmte Momente, vielleicht gar Motoren im Kunstwollen, aber auch in der Rezeption. Neben politischen, ethischen, aktivistischen, geistig kontemplativen Aspekten existieren eben auch andere, genauso zugehörige Momente, es geht um Kindheit, Spaß, Spiele und Feiern. Verliebtsein und Geburtstag-Haben zusammen.2
Kindheit und Kindliches für Erwachsene
Mit dem Höhepunkt der Idee von Kindheit wird häufig die Zeitspanne zwischen 1850 und 1950 betitelt.3 Ein wichtiger Aspekt in dieser Entwicklung ist das Überleben der Kindheit in Zeiten der industriellen Fabrikarbeit im 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Kinder ärmerer Familien wurden hierfür eingesetzt und lebten zwangsläufig (wieder) in der Erwachsenenwelt.4 Die soziale Idee von Kindheit überlebte somit nur in den reicheren Oberschichten, dort wo die Kinder nicht arbeiten mussten. In ihren großen Häusern bekamen sie eigene Zimmer und erlebten schulische Förderung. Die Kindheit war in diesem Punkt eine Frage des Geldes, des Sich-Leisten-Könnens. Sie überlebte in der oberen gesellschaftlichen Klasse5 und galt damals schon als Luxusgut…