Die Transzendierung des Menschen durch den Menschen
oder was sich Peter Weibel zur GLOBALE gedacht hat
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
1944 in Odessa geboren und in Oberösterreich aufgewachsen, studierte Peter Weibel zunächst für ein Jahr in Paris Französisch sowie französische Literatur, dann 1964 in Wien Medizin und schließlich Mathematik mit Schwerpunkt Logik. Bekannt wurde er zunächst als Künstler, seit 1999 leitet er das Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Die von ihm konzipierte GLOBALE, fokussiert auf die Effekte der Globalisierung, ist so etwas wie eine weitgespannte Bestandsaufnahme im Lichte eines utopischen Entwurfs einer durch die Anwendung der Naturgesetze vom Menschen kreierten Exo-Welt. In dieser transzendiert sich der Mensch, insofern er in der Lage ist, Fähigkeiten zu erlangen, die ihm von der Natur vorenthalten wurden. Laut Weibel ist der Mensch ein Co-Schöpfer, der sich der Naturgesetze bedient, um seine Welt und sich selbst gemäß seinen Vorstellungen zu verändern.
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Heinz-Norbert Jocks: Was hat dich zu dieser Manifestation bewogen? Und warum heißt sie GLOBALE?
Peter Weibel: Schon im Jahre 1996 habe ich in Graz während des Steirischen Herbstes eine Ausstellung Inklusion, Exklusion: Versuch einer neuen Kartografie der Kunst im Zeitalter von Postkolonialismus und globaler Migration gemacht. Mich interessierten dabei die Effekte der Globalisierung. Es erschien mir wie ein Glücksfall, dass sich in Karlsruhe auch Hans Belting mit der Frage beschäftigte „Was ist World-Art, was ist Global-Art?“ und dazu in Kooperation mit Andrea Buddensieg eine Forschungsstelle gründete. Das Ergebnis mehrjähriger Forschungen waren Ausstellungen, Symposien und Bücher, dabei hieß die letzte große Ausstellung: The Global Contemporary. Kunstwelten…