vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Leipzig · von Claudia Wahjudi · S. 281 - 282
Ausstellungen: Leipzig , 2005

Claudia Wahjudi
Die Zukunft ist nicht, was sie einmal war

Künstlerische Reflexionen einer sozialistischen Moderne
Galerie für zeitgenössische Kunst, 29.11.2004 – 16.1.2005

Auch diese Zeit muss ihren Glanz gehabt haben: als Gesichter von Ingenieurinnen Illustrierte schmückten, als Bagger und Kräne den Traum von einer Neubauwohnung mit Fernwärme blockweise verwirklichten und kühn geschwungene Wasserrutschen jeden Freibadbesuch zu einem Erlebnis sozialistischen Fortschritts machten. Von all dem erzählt Deimantas Narkevicius` Film „Energy Lithuania“ (2000), obwohl er vor allem von einem Kraftwerk in Litauen aus den 60er Jahren handelt, durch das ein Ingenieur führt. In dessen Erinnerung wird die Bauzeit zu einer Heldenära, in der die Männer täglich zehn, zwölf Stunden für die Stromversorgung des Landes und damit eine bessere Zukunft arbeiteten. Dass westsowjetische Kraftwerke einmal Ziel oppositioneller Kritik werden sollten, dass die Aufnahme eines selbstständigen Litauens in die Europäische Union das Ende risikoreicher Energieerzeuger bringen würde, war nicht Teil der Utopie. Daher schweigt Narkevicius` Film darüber. Er beamt den wissenden Zuschauer von heute in die Zukunft einer Vergangenheit, die der Lauf der Geschichte verblassen ließ wie die Farbaufnahme von dem Freibad.

Ein kuratorischer Trick macht die Zeitreise perfekt. Barbara Steiner und Igor Zabel haben der Arbeit des litauischen Künstlers den einzigen geschlossenen Raum zugewiesen: den gläsernen Kinosaal mit den dunklen Vorhängen. Alle anderen Beiträge der Ausstellung „Die Zukunft ist nicht, was sie einmal war“ teilen sich Boden und Wände des Neubaus, den die Leipziger Galerie für zeitgenössische Kunst am 28. November eröffnet hat. Hier ist alles Dialog: Auf den 1.000 Quadratmetern des neuneckigen Flachbaus, den…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei