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Ausstellungen: Stuttgart · von Michael Hübl · S. 406 - 407
Ausstellungen: Stuttgart , 1998

Michael Hübl
Dieter Villinger

»Materielle Malerei«
Galerie mueller-roth, Stuttgart, 31.1. – 4.4.1998

Gemessen an ihrer Leere und visuellen Kargheit, hat die radikale Malerei eine Fülle unterschiedlicher Diskurse ausgelöst oder begleitet, und zwar nicht, weil diese Malerei durch die Selbstbeschränkung auf eine Farbe oder eine Farbstruktur offen sei für jede Art beliebiger Interpretation. Im Gegenteil: Gerade die Reduktion auf wenige Konstituenten wie Malgrund, Farbe, Richtung oder Intensität des Auftrags macht es erforderlich, genau zu analysieren, wie und zu welchem Ziel sie zusammengehen, zusammenwirken. Das belegen etwa so geläufige, aber gegensätzliche Beispiele wie die monumentalen Querformate eines Barnett Newman, die ungegenständlichen Malereien eines Mark Rothko oder die stark pigmentbetonten, gleichsam “stumpfen” schwarzen Bilder eines Günter Umberg. Alle Arbeiten definieren ein bestimmtes Verhältnis zum Betrachter: Rothko lädt ein zu meditativem Sich-Einlassen, Sich-Verlieren, Newman provoziert Erhabenheit als ambivalenten Zustand zwischen abgestoßen und angezogen werden und bei Umberg ist das Bild prinzipiell intensionslos, eine objektive Einheit, die auf keinerlei emphatische, metaphysische oder behaviouristische Wirkung hin konzipiert, sondern allein Gegen-Stand ist, den jemand zum Anlaß nehmen kann, sich mit sich und der Welt distinkt auseinanderzusetzen.

Ob Rothko, Newman oder Umberg: Immer handelt es sich hier um klare Subjekt-Objekt-Beziehungen. In seiner Stuttgarter Ausstellung hat jetzt Dieter Villinger – wie schon früher, etwa im Badischen Kunstverein Karlsruhe – diese Relation im doppelten Wortsinn aufgehoben: Sie besteht zwar weiter in der direkten Auseinandersetzung mit der je einzelnen Arbeit, und sie ist zugleich außer kraft gesetzt, weil die Anordnung der elf Tafeln selbst wieder als Einheit zu verstehen ist. So umfaßt die Ausstellung…



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