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Ausstellungen: Berlin · von Matthias Reichelt · S. 229 - 230
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
documenta. Politik und Kunst

Deutsches Historisches Museum 18.06.2021 – 09.01.2022
von Matthias Reichelt

Die erste documenta fand 1955 im noch deutlich vom Krieg gezeichneten Kassel statt und wurde anfangs als „Europäische Kunstausstellung des 20. Jahrhunderts“ geplant. Inspiriert von einer Mailänder Picasso-Ausstellung im Palazzo Reale, 1953, entschied Arnold Bode, einer der ersten und heftigsten Streiter für die documenta, die Kunst der Moderne im zerstörten Fridericianum zu präsentieren.

Die Ausstellung rekapituliert auf zwei Etagen des Pei-Baus die Entwicklung der international wichtigsten Kunstausstellung und ihre Prägung durch Politik, Ideologie und Zeitgeist.

Ein starker Fokus liegt auf der ersten documenta und ihrem ausschließlich männlichem Leitungspersonal, das fast zur Hälfte (10 von 21) aus ehemaligen Mitgliedern von NSDAP, SA oder SS bestand. Während Bode unter der NS-Diktatur Berufsverbot erhielt und seine Kunst als „entartet“ eingestuft wurde, besaß der „Spiritus rector“, Werner Haftmann, seit 1937 die NSDAP-Mitgliedschaft. Auch wenn dies seit längerem bekannt ist, präsentieren Ausstellung sowie der empfehlenswerte Katalog unter dem Kapitel „Werner-Haftmann-Modell“ neues Material. Ein Artikel im „Giornale dell’ Emilia“ befasste sich am 17.8.1946 u. a. mit dem als Kriegsverbrecher gesuchten Leutnant Haftmann, der eine Einheit „Bandenaufklärung“ zur Jagd auf Partisanen in Italien leitete und an grausamen Folterungen und Erschießungen beteiligt gewesen war. Haftmann bekannt war der exilierte jüdisch-deutsche Maler Rudolf Levy in Florenz, der 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Levy hatte in einer Pension im Palazzo Guadagni gewohnt, in dem auch das „Kunsthistorischen Institut“ untergebracht war, dem Haftmann vor dem Krieg als Assistent angehört hatte und das er auch während des Krieges aufsuchte.

1946 erkundigte…

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von Matthias Reichelt

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