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Ausstellungen: Wien · von Rainer Metzger · S. 438 - 439
Ausstellungen: Wien , 2001

Rainer Metzger
double life

»Identität und Transformation in der zeitgenössischen Kunst«
Generali Foundation, Wien, 11.5. – 12.8.2001

Wie so vieles, was in der ästhetischen Diskussion sein Wesen treibt, stammt auch der Begriff, der der Ausstellung in der Generali Foundation das Motto gegeben hat, aus dem Deutschen. Die auf angelsächsisch geführte Debatte der Gegenwart kann ein Dasein und ein Denken vor dem heutigen zwar kaum für möglich halten, und doch ist “double life” nicht nur die verkürzte Fassung von “A Double Life”, dem Titel eines 1947 fertiggestellten Films von George Cukor, sondern auch die Übersetzung des Wortes “Doppelleben”. Es stammt von keinem geringeren als Goethe und ist bei ihm schon so gemeint, wie es jetzt auch die Ausstellung meint. Goethes Begriffsprägung ist auf Andrea Mantegna und seinen heute in Hampton Court gezeigten Triumphzug Cäsars gemünzt. Ein “Zwiespalt”, wie der Olympier es nennt, sei in diesem Werk und in der Persönlichkeit, die es schuf, zu spüren, ein “Widerstreit” zwischen Antike und Natur, ein Identifikationsproblem, bei dem bald zum Idealen, bald zum Realistischen hin tendiert wird. Doppelleben markiert einen Rollenkonflikt, und es markiert diesen Konflikt als ästhetisches Phänomen. In der künstlerischen Produktion und durch sie kommt zur Kenntlichkeit, dass Leben nichts Eindeutiges ist.

Die vielstimmige Schau der Generali Foundation kann nichts anderes als Beispiele dafür bringen, wie man freiwilligerweise gerne anders wäre oder gezwungenerweise ist, was man ist. David Lamelas etwa schlüpft 1974 mit einer Folge von Schwarzweiß-Bildern in die Pose eines “Rock Star”. Was alle irgendwann einmal an der Luftgitarre vollführten, bekommt dank der Inszenierungstricks…



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