MARCUS LÜTKEMEYER
Ears Wide Shut
»Bogomir Ecker: Man ist nie allein«
Museum Folkwang Essen, 29.1. – 16.4.2006
Hamburger Kunsthalle, Galerie der Gegenwart, ab Oktober 2006
Was reden wir nicht alles mit Leuten, die uns nicht das geringste angehen, sagte er, weil wir Zuhörer brauchen. Wir brauchen Zuhörer und ein Sprachrohr, sagte er. Lebenslänglich haben wir den Wunsch nach dem idealen Sprachrohr und finden es nicht, denn das ideale Sprachrohr gibt es nicht.”
Thomas Bernhard: Alte Meister
Bereits in der Krünitzschen Enzyklopädie von 1805 bezeichnet das Wort “Museum” einen Ort für eine öffentliche Sammlung und eine Institution mit gesellschaftlicher Relevanz, die den publikumsorientierten Diskurs anregen soll und somit die Besucher unmittelbar als aktive Teilhaber einschließt. Eine Bergriffsklärung, die sich verklausulierter in der aktuellsten ICOM-Definition von 1978 wieder findet: “Das Museum ist eine gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienst der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecken materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt.”
“Museum oder Mausoleum” ist eine polemisierende Formel, die schnell in der anhaltenden Diskussion über den gegenwärtigen und zukünftigen Stellenwert der Museen bemüht wird. Auch wenn beide Kategorien Verwahranstalten im Sinne kultureller Konserven bezeichnen, unterscheiden sie sich wesentlich in ihrer Haltung zu kommunikativen Leistungen. Aber gerade die zeitgenössische Neigung zu effektvollen Block-Buster-Projekten, deren Ehrgeiz sich vor allem in einer vorgeblich einmaligen Addition des bislang verstreut Gesehenen ergeht, zeitigt eine zunehmende Umleitung kommunikativer Aspekt in die Einbahnstraße des schnelllebigen visuellen Konsums, dem nur noch das Echo einer sinnlichen oder gar kontemplativen Schau…