KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus
Ein Bauhaus als Selbstzweck wäre sinnlos
Ein Gespräch mit Philipp Oswalt, ehe maliger Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau
von Ronald Berg
Philipp Oswalt war von 2009 bis 2014 Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau und kehrte danach auf seinen Lehrstuhl für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel zurück, den er seit 2006 innehat. Seit den achtziger Jahren hat sich Oswalt bei politischen Initiativen engagiert. Zuletzt war er beim „Projekt Bauhaus“ beteiligt, einer Gruppe von Experten zur kritischen Inventur der Bau-haus-Ideen. Die Initiative veranstaltete im Juni an der Berliner Volksbühne ein Theater-Projekt mit dem Titel „Das Bauhaus – Ein rettendes Requiem“. Diesen Sommer kuratierte Oswalt (zus. mit Daniel Tyradellis) in der Neuen Galerie in Kassel die Ausstellung „bauhaus | documenta. Vision und Marke“. Schon zu Beginn des Bauhaus-Jubiläumsjahres legte Oswalt (zus. mit Thomas Flierl) eine umfangreiche Essay und Material-Sammlung zum zweiten Bauhaus-Direktor Hannes Meyer bei Spector Books vor, im Herbst wird sein Buch zur „Marke Bauhaus“ im Verlag Scheidegger & Spiess erscheinen.
Ronald Berg: Herr Oswalt, nachdem „Ein rettendes Requiem“ für das Bauhaus im Juni in der Berliner Volksbühne stattgefunden hat, ist das Bauhaus jetzt tot und begraben? Oder lebt es als Untoter weiter?
Philipp Oswalt: Das Projekt des Requiems ging von der Wahrnehmung aus, dass das Bauhaus, so etwas wie ein untoter Gegenstand ist. Ich denke, es wäre gut sich davon zu verabschieden. Für den Schlusspunkt unseres „Projekts Bauhaus“ hat Schorsch Kamerun als künstlerischen Leiter seine Arbeit als „rettendes Requiem“ tituliert. Er ist also davon ausgegangen, dass…